Unsere Vorstellung von "vernetzter Information"
1. Chaotisches Internet
2. Strukturierte Information
3. Kommunikation
4. Was bleibt für uns zu tun?
5. Was
gehen wir wie an?
Verfügbarkeit - Orientierungslosigkeit - Information - Kommunikation
Das Internet hat seine ersten stürmischen Jahre hinter sich, wir haben den Weg mit Interesse verfolgt und sind in in der letzten Zeit mit Engagement mitgegangen. Von der ersten Absicht, ein kostenloses, überall verfügbares Informationsnetz aufzubauen, ist nicht alles in der Weise verwirklicht worden, wie es denkbar wäre. Daher bleibt noch einiges zu tun, will man das Internet für die Informationsverbreitung und Kommunikation sinnvoll nutzen.
Zwar ist das Netz für den Information- Nehmer kostenlos, nicht jedoch für den Informations-Geber.
Vorwiegend haben Firmen, die über die finanziellen Mittel verfügen und sich davon einen Vorteil versprechen, ihre Firmen-Informationen ins Internet gestellt. Hier bekommt man häufig schon Informationen über die Angebote der Firmen und Hilfestellung zu ihrer Benutzung, Kundendienst und Kontaktadressen, selten jedoch eine allgemeine Einführung in die verwendete Technik.
Im Bereich der Wissenschaften, wo die öffentliche Hand für die Kosten des Internets aufkommt, wird das Internet noch nicht optimal genutzt. So werden im Allgemeinen Informationen in einer Art angeboten, die ähnlich den herkömmlichen Veröffentlichungen einer Ein-Weg- Informationsverbreitung, denn einer Kommunikation entspricht. Diese Phase des evolutionären Wachsens entspricht einem chaotischen Wuchern von Information.
Es wird in der nächsten Zeit zu einer Selektion kommen müssen, die keinesfalls das Wachstum einschränkt, ja nicht einmal reguliert. Das Muss besteht darin, dass es dem Einzelnen beim chaotischen Anwachsen der Information unmöglich wird, die geeignete Information zu finden. Ähnlich wie im Gehirn werden weiter Informationen ins Netz aufgenommen, diese werden aber zunehmend strukturiert abgelegt oder strukturiert suchbar werden müssen, um wirklich verfügbar sein zu können.
Über die fehlende räumliche Orientierung
Beim Lesen von Büchern in einer Bibliothek gibt es räumliche Orientierungsmöglichkeiten. Es sind die verschiedenen Häuser, Säle, Schränke, Regale, Bücherborde und Karteikästen, Schubfächer, Karteikarten. Das fehlt beim Lesen der weltweiten Bibliothek im WWW.
Stellen Sie sich vor, Sie holen sich aus Bibliotheken, von denen sie nicht wissen, wo sie stehen, Bücher, die Sie nicht kennen und reißen dort Seiten heraus, von denen Sie nicht wissen, ob Sie sie brauchen und "stapeln" sie nacheinander auf einem Schreibtisch der Größe 17 Zoll (ca. 45 cm). Nach einiger Zeit stapelt sich ein größerer Turm, von dem Sie aber nur das oberste Blatt sehen. - Jetzt haben Sie etwa den Zustand des Lesens im Internet.
Wenn Sie nun auf diesem Mini-Schreibtisch eine Seite wieder lesen möchten, müssen Sie alle Seiten von oben nach unten nacheinander umschichten. Wenn Sie nun endlich die Seite wiedergefunden haben, wollen Sie wissen, woher die Seite stammt. Statt einer direkt lesbaren und interpretierbaren Information liefert Ihnen der Browser, Ihr Lesegerät nur eine Internetadresse. Wenn Sie Glück haben, ist diese Adresse verständlich. Schlimmstenfalls bekommen Sie nur eine mehrziffrige Zahl. Somit ist eine Quelle nur schwer zu identifizieren - eine Eigenschaft, die den Kritikern des Internets bedeutungsvoll ist.
Der Fülle an Informationen kann man auf verschieden Arten Herr werden.
Zum einen, dass man sogenannte Suchmaschinen alle Wörter des gesamten Internets sammeln lässt. Anschließend wird man bei Bedarf die Texte durch Abfragen nach Begriffen suchen, die im Text enthalten sein müssen oder nicht enthalten sein dürfen. Diese Art des chaotischen Suchens entspricht dem chaotischen Wachsen des Internets: zum Zeitpunkt der Suche muss die Selektionsarbeit durch den Suchenden vorgenommen werden. Vorteil dieser Methode ist die relativ schnelle Verfügbarkeit neuer Information. Ein weiterer Vorteil ist auch das Auffinden von Literaturstellen und Dokumenten, die man kaum erwartet hätte. Gewaltiger Nachteil ist eine Art "Reizüberflutung", der Suche einer "Nadel im Heuhaufen".
Hierzu ein Beispiel:
Sucht man z.B. etwas über das Leben von dem Philosophen "Spinoza", so findet man in der Suchmaschine "altavist.digital.com" etwa 10 000 Quellen im Internet, was in der Fülle nicht weiterhilft. Selbst die Suche nach "+Spinoza +geboren" führt zu immerhin noch 146 Literaturstellen. Man findet nach der Durchsicht der Quellenangebote die gewünschten Daten. Darüber hinaus entdeckt man aber auch die Reisebeschreibung eines holländischen Reiseanbieters aus Portugal mit einer Abbildung aus dem Juden-Viertel, in dem Spinoza geboren sein soll: http://www.andersreizen.nl/verslag/pt01c01.html
Unter Umständen kann das bei geeigneter Gelegenheit zu einer nützlichen Auflockerung oder Ergänzungen von Ausarbeitungen genutzt werden.Es sind dabei aber auch kaum brauchbare Zitate die mehr einer Desinformation gleichkommen wie etwa: http://titan.cs.uni-bonn.de/~stratman/kafka/pages/Biograph/zeittafel.html.
Hier bezieht sich die Fundstelle auf den Lebenslauf von Kafka, der am 3. Juli 1883 geboren wurde und 1899-1990 Spinoza, Darwin und Nietsche las.
Auch die Verfügbarkeit der durch die Suchmaschinen auffindbaren Literaturstellen ist nicht gleichförmig ausgeprägt. So werten die Suchmaschinen Webseiten, die im Internet häufiger gelesen werden, auch öfter auf Neuigkeiten hin aus, wodurch sie auch wiederum öfter gelesen werden - ein Teufelskreis, dem unbekanntere Seiten zum Opfer fallen.
Inzwischen verdienen Unternehmen, die die Suchmaschinen betreiben sogar Geld damit, dass sie bezahlte Seiten in der "gefundenen- Liste" nach oben rücken, wo sie dann öfter gelesen werden. Teilweise werden auch Seiten zusätzlich angeboten, die die Suchbegriffe gar nicht enthalten.
Die Strukturierung nach bewerteten Inhalten als zweite Art ist viel langsamer. Dazu benötigt man fachkundige Leser, die nicht nur sporadisch und mehr zufällig "im Internet surfen", sondern systematisch und kontinuierlich ihr Fachgebiet bearbeiten. Das Ergebnis dieser Bemühungen kann dann in strukturierten Internetseiten abgelegt werden und anderen Lesern als Ausgangspunkt für die eigene Suche dienen. Ohne Zweifel ist hier das Finden gezielter möglich, jedoch setzt es eine uneigennützige Arbeit des Vorsortierens voraus.
Die dritte Möglichkeit ist noch Zukunftstraum: Suchmaschinen suchen nach Begriffen im Kontext und bewerten die gefundenen Stellen nach einer Logik, die die Ähnlichkeit der Anfrage mit dem Textinhalt zugrunde legt. Dazu mussten die Suchmaschinen einen Wortschatz mit Bedeutungs- und Zuordnungsfeld besitzen und dazu Bewertungsalgorithmen ähnlich der Fuzzy-Logik, die eine ungefähre Übereinstimmung mit der Frage ermittelt. Aus der Nützlichkeit der gefundenen Stelle, die der Anfragende dem Bewertungsalgorithmus zurückmeldet, sollte einer Art neuronalem Netz möglich sein, einerseits den Begriffs-Wortschatz, aber auch die Trefferbewertung zu verbessern. Das würde dann vom "selbständigen Lesen" zum "maschinellen Lesen lassen" führen. Die Zukunft wird sicher erweisen, ob dieser Ansatz möglich ist und zu praktikablen Ergebnissen führt. Drängend wird dann die Frage zu stellen sein und beantwortet werden müssen, wie das so gefundene Wissen ethisch zu verantworten ist, wenn praktisch kein Mensch mehr die Suche nach "Wissen und Wahrheiten" beeinflusst.
Anders als bei Büchern bietet eine Veröffentlichung im Internet eine einfache Möglichkeit zur Kommunikation von Autor und Leser. Das Medium dazu heißt Email. Um die Kommunikation einfach zu gestalten, müssen jedoch bei der Veröffentlichung einige wenige Vorbereitungen zu treffen.
Der Autor muss sich "outen", damit der Standpunkt und Blickwinkel seiner Ansichten nachvollziehbar sind. z.B. Klaus-G. Häusler
So muss jede einzelne Seite in Internet identifizierbar sein. Das kann dadurch geschehen, dass der Dateiname und der Pfad auf dem Internetserver im Text lesbar angegeben ist. Der Briefschreiber kann sich dann darauf beziehen.
Außerdem muss jede Seite eine Email- Adresse des Autor oder des Bearbeiters der Seite tragen. Die Kommunikation wird besonders einfach, wenn der Seitenname bereits im "Betreff (subject)" eingetragen ist, z.B
haeusler[at]muenster[dot]de dahinter verbirgt sich der Eintrag: mailto:haeusler[at]muenster[dot]de?subject=uiw/web/projekt.htm;_Datum.
Bei langen Seiten sollte in der HTML-Datei Textmarken eingetragen sein. Auf diese Weise kann ein anderer Autor oder Leser direkt auf die Stelle einer (langen) HTML-Datei verweisen, ohne sich lange mit deren Charakterisierung beschäftigen zu müssen.
Wir benutzen die Marken zusätzlich, um mit einer Art "Fahrstuhl" (
) innerhalb einer längeren html-Datei aufeinander folgende logische Abschnitte anspringen zu können . Anders als bei einem Buch gibt es keine physikalisch-greifbaren Seiten, so dass keine räumliche Orientierung gegeben ist.
Auch die Leser müssten sich an die Kombination des neue Mediums Email/Internet anpassen. Hier gilt es vor allen Dingen Hemmungen abzubauen, mit einem "Autor, der ja soviel weiß", in eine Diskussion einzutreten. Tatsache ist, dass praktisch kaum ein Leser die Email-Funktion nutzt: einmal, weil viele Seiten die Email-Funktion gar nicht mitführen; zum andern, weil die Email-Funktion als Meinungsaustausch mit einem "Autor auf gleicher Stufe" noch nicht verstanden ist.
Der Bundespräsident Roman
Herzog hat in einer Rede die Notwendigkeit der Berücksichtigung
des Computer bei der Bildungsreform hervorgehoben .
Es gilt die dort und oben genannten
Zielvorstellungen langsam anzugehen. Wir tun das, indem wir unseren Standpunkt
unserem speziellen und kleinen Arbeitsgebieten offenlegen.
Die vorliegende Website ist einen Verknüpfung der beiden Zielvorstellungen.
5. Wie gehen wir die Verknüpfung an?
Zunächst teilen wir unsere Ansichten mit:
1. Es ist notwendig, in einer schnelllebigen technologisch-industriellen Welt durch "Information und Kommunikation" eine Basis für gemeinsam zu verantwortendem Handeln zu finden.
Wir tun das durch Veröffentlichung unserer Ergebnisse im
Internet, wobei wir gedenken, vom Copyright keinen Gebrauch zu machen. Für
Hinweise zur Weiterentwicklung unserer Website steht auf jeder Seite eine
Email-Adresse nebst Eintrag des Seitennamens zur vereinfachten Kommunikation.
Zur Zeit denken wir öffentlich darüber nach, wie die Bildungsreform
durch die Möglichkeiten von "Information und Kommunikation"
beeinflusst werden muss .
2. Es ist notwendig, Wissen zugänglich zu machen in einer Form, die unserem entwicklungsgeschichtlich-gewachsenen Denken entspricht.
Wir tun das, indem wir uns Bemühen, eine Strukturierung in unser Internetangebot einführen, dass auch die Informationen anderer Quellen umfasst.
Dazu werden wir über unsere eigenen Erfahrungen berichten. Außerdem werden wir fremde Informationsquellen der "Chemiedidaktik" im Internet aus unserem Blickwinkel sichten und bewerten. Geplant ist eine Chemie-Website, die online verfügbar ist und offline als CD-ROM erhältlich ist. Die Information soll in Form strukturierter Beiträge in der Art einer Enzyklopädie dargeboten werden und gleichzeitig durch elektronische Suchmaschinen auf Wortbasis unterstützt werden.
3. Es ist notwendig, "ökologisch, ökonomisch verantwortbaren Umgang mit Chemie" zu vermitteln. Wir glauben dazu einen Beitrag liefern können.
Wir tun das durch Entwicklung und Verwendung von Halbmikrotechnik in geschlossenen Systemen, die die natürlich vorhandenen Gleichgewichten berücksichtigt. Durch die Verbindung von Chemie-Inhalten mit dem Kommunikationsmodell soll eine moderne Fortbildung "Lebenslanges Lernen" erleichtert werden.
Wir verbinden mit unserem Informationsangebot den Wunsch zur Kommunikation über unsere "Ansichten", damit durch Hinzunahme fremder Ansichten "Übersichten" entstehen, die zu allgemein gültigen "Einsichten" führen. Tiefere Einsichten aus verschiedenen Blickwinkeln könnten "Durchblick" bedeuten.
Es ist uns bewusst, dass wir einen weiten Weg vor uns haben und erwarten nicht, ein Endziel zu erreichen. Beobachten Sie, wie wir uns vorwärts bewegen. Sie helfen uns natürlich mit Ihrer Anerkennung und Anregungen. Aber auch, wenn Sie unseren Vorstellungen skeptisch gegenüberstehen, helfen Sie uns womöglich mit Ihrer Kritik. Deshalb freuen wir uns auf Ihre Stellungnahme. In gleicher Absicht werden wir auch Ihre Bemühungen im Internet verfolgen, soweit sie uns bekannt werden.
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Verfasser: Dr.
K.-G. Häusler;
![]() Literatur:
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© 1998 by HMTC
- Halbmikrotechnik Chemie;
Klaus-G. Häusler;
haeusler[at]muenster[dot]de;
uiw/web/projekt.htm;_30.01.05