Information und Kommunikation 1.-6. Bedeutung |
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Schule im Computer- Zeitalter Der Computer ist aus dem täglichen Leben einer technisierten Gesellschaft nicht mehr wegzudenken. Die Schule muss sich dieser Entwicklung stellen, soll doch die Schule auf das Leben vorbereiten. Auch wenn "Lebenslanges Lernen" das Gebot der Zeit ist, kann man mit Fug und Recht behaupten, dass der erste Lebensabschnitt des Menschen mit den weitaus größten Lernzuwachsen versehen ist. Dazu muss Schule und Gesellschaft Hand in Hand arbeiten. Wenn die Schule auf "das Leben in einer technisierten Welt" vorbereiten soll, müssen die Richtlinien des Lehrens und Lernens genau so angepasst werden, wie die Methoden und die Medien. Andernfalls wird eine böse Überraschung geben. |
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Bildungsreform In einer bemerkenswerten Rede hat unser scheidender Bundespräsidenten Roman Herzog festgestellt: "Die Informationstechnik wird eine Revolution in den Klassenzimmern auslösen. Wir müssen die Pädagogik für das Informationszeitalter aber erst noch erfinden" . Er schlägt dazu das "Trial and Error"-Verfahren vor. |
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Informations- Um die Notwendigkeit von Bildungsreformen zu erkennen, die sich durch das Aufkommen "neuer Technologien" ergeben, soll ein kurzer Blick auf die historische Entwicklung der Informationsweitergabe geworfen werden. Im Anfang war das Tun. Die früheste Weitergabe von Informationen war das Vormachen und Nachmachen. Das Lehrer/Schüler-Verhältnis war nahezu 1, gelernt wurde im Hier und jetzt durch das Vorbild. Danach kam das Wort. Dadurch erweiterte sich der Kreis der Informationsempfänger auf Rufweite; durch die Einführung von Begriffen war auch ein Nachmachen ohne Vormachen möglich. Einfache Erkenntnisse der Natur konnten zu anderem Zeitpunkt in anderem Zusammenhang nachgebildet werden. Bis zu diesem Zeitpunkt war es unvermeidbar, das neben der Sachinformation auch Weltanschauungen von Generation auf Generation übertragen wurden. Mit der Einführung der Schrift war es möglich, Erkenntnisse und Verhaltensregeln örtlich und zeitlich in weiter ausgedehntem Maße zu verbreiten. Jedoch waren durch die technischen Schwierigkeiten des Schreibens die Weitergabe von Information auf das "Wesentliche" beschränkt. Immerhin konnten in alten Hochkulturen eine Vielzahl der Bürger einer Gesellschaft Lesen und Schreiben. - Bemerkenswerter Weise ging die Verbreitung dieser Fertigkeit im Mittelalter stark zurück, so empfand der "Deutsche Kaiser Karl der Große" es als Mangel, nicht Lesen und Schreiben zu können. Diese Fähigkeit blieb dem Clerus vorbehalten, was sich natürlich auch auf die Inhalte der Information auswirkte. Daher leitet sich die engl. Bezeichnung clerk für Beamte ab, aber auch andere Relikte davon sind heute noch zu spüren: die Einführung der Schule in Form der "Lateinschule", um die Bibel lesen zu können. In einigen Klostern war das Abschreiben der Bibel das Lebenswerk von Mönchen. Auch jetzt noch wurde Ethik und Moral unmittelbar von Personen vermittelt. Mit der Einführung des "Buchdruckes mit beweglichen Lettern" durch Gutenberg lies sich das Geschriebene auf einfachere und damit preiswertere Weise vervielfältigen. Die Bibel wurde für das "gemeine Volk" ins Deutsche übersetzt und verbreitet; es kamen die "Fugzettel", (neuhochdeutsch "flyer") auf. Ganz profane Dinge konnten nun unter das Volk gebracht werden: Noch heute "wird nach Adam Riese" gerechnet, der eines der ersten deutschen Rechenbücher mit arabischen Zahlen herausgab. - Mit dem Buchdruck wurde überhaupt das Zeitalter der Aufklärung erst möglich. Es ist erstaunlich, feststellen zu müssen, dass die "Glaubenskriege" mit dem Verfall von Moral einhergingen. Als eine Ursache kann die Entfremdung von Sender und Empfänger einer Botschaft durch das Medium Papier angesehen werden, das Vorbild verlor seine Funktion. Daneben waren aber weiterhin die älteren Techniken der Informationsübermittlung in Gebrauch. Der Handwerker hatte seine Wanderjahre, in der er seine "Erfahrungen" machte. Der Studiosus wechselte die Universität, sobald er die wichtigen Bücher der dortigen Universität abgeschrieben hatte. Der Künstler bereiste die Kulturzentren, um die neuen Errungenschaften der Kunst aufzunehmen. Mit dem Aufkommen der Massenmedien, zunächst der Zeitung, erfasste die Informationsverbreitung das Tagesgeschehen. Mit dem Aufkommen des Radios wurde die Bedeutung des Mediums zur Manipulation erkannt und schon bald zu einem Machtinstrument genutzt. Über die Auswirkungen der Informationsverbreitung auf die Gesellschaft hat sich Karl Steinbuch in seinem Buch "Maßlos informiert" kritisch auseinandergesetzt , Neil Postman . Die Einführung des Fersehens werden so weite Bereiche des Lebens erfasst, dass es möglich wird, in einer "Scheinwelt" zu leben. Die jüngsten Filme "Pleasantville" und die "True Man Show" stehen dafür. "Multimedia" wird ein weiterer Schritt sein auf dem Wege zur
Dominanz von Information. |
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Kommunikationstechniken Unter "Kommunikation" versteht man im Allgemeinen die Informationübertragung eines Senders auf einen Empfänger. (siehe dazu: Kommunikationsmodell in der Biologie . Auch in der Kunst, die sich mit der nichtverbalen Kommunikation befasst, wird ein Kommunikationsmodell beschrieben. (siehe dazu : Kommunikationsmodell in der Kunst ). In diesem speziellen Fall soll die vorwiegend die verbale Kommunikation im Vordergrund der Betrachtungen stehen, allerdings mit den Ergänzungen, wie sie durch die "multimedialen" Medien im Bild und Tonbereich möglich sind. Die einfache Kommunikation ist eine Einweg- Kommunikation. Dabei ist es zunächst gleichgültig, welches Transportmedium genutzt wird: Immer muss die Botschaft ohne die Möglichkeit der Rückfrage verstanden werden können. Dabei hängt von der Verständlichkeit mitunter das Überleben ab: das gilt ebenso für das Erkennen von giftiger Nahrung wie auch gefährlicher Situationen ab. So signalisiert ein frontal heranstürmender Stier unmissverständlich höchste Gefahr. Mit der verbalen akustischen Kommunikation wird als Sender die Stimme und als Medium die Luft benutzt. Reichweite und Einwirkungsdauer sind auf das Hier und jetzt beschränkt. Ein Redner erreicht maximal 1000 Zuhörer. Ist die Rede einmal gehalten, bleibt außer der Erinnerung des Einzelnen keine Information. Dennoch sind solche Reden für die politische Gesellschaft von großer Bedeutung. Mit der Verbreitung der Reden und Meinungen über Reden in Schriftform gewinnen die Medien, Zeitung, Radio, Fernsehen, Einfluss auf die Meinungsbildung. Die Rolle der Medien in der politischen Meinungsbildung soll hier nicht Gegenstand der Betrachtung sein. Jedoch hat diese Art Einweg-Kommunikation eine Bedeutung erlangt, die sie mitunter zur "vierten Kraft" in einer Demokratie emporhebt ("Amtsenthebung" Nixon, "Meineid" Clinton, "Meineid" Barschel). Mit der Telefonie, Telegraphie und deren Ableger kommt es zu einem gegenseitigen Austausch von Information. Damit kann nachgefragt werden, Missverständnisse können aufgeklärt werden, Zusatzinformationen können eingeholt werden. So wird es möglich, Informationen abzurufen und einzubringen statt bloß entgegenzunehmen. Mit der Einführung der Computer und EDV werden Datenbanken zentral geführt und zu jeder Zeit von jedem Ort abrufbar, aber auch veränderbar. Es ist keine Frage, durch die Verfügbarkeit von mehr Information zu jeder Zeit lassen sich Pläne besser entwickeln, schneller den veränderten Verhältnissen anpassen und fundiertere Entscheidungen treffen. Mit dem Zugang der Öffentlichkeit zum Internet wird die Einweg-Informationsverbreitung für Jedermann verfügbar ("Weltweites Speakers-Corner"). Aber auch hier sind Grenzen erkennbar. So zeigte der Börsencrash 199x, bei dem innerhalb von 24 Stunden die Bewertung von Aktien auf der ganzen Welt um 1/3 des Wertes ohne wirtschaftlichen oder politischen Grund fielen, dass auch mit Computern erzeugte und überwachte mathematische Modelle fehlerhafte Entscheidungen nicht nur nicht verhindern, sondern in diesem Falle sogar hervorrufen können. - Auch steigt die Desinformation durch unqualifizierte Meinungsäußerung. |
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Zusammengehen von Information und Kommunikation Die Schule des Mittelalters, bei der alle den gleichen Text aus dem einzigen Buch, der Bibel zu lesen lernten, sind schon lange vorbei. Auch die Zeiten, wo Lehrer und Schüler ausschließlich die Tafel zum Schreiben benutzten, sind uns nicht mehr geläufig. Schon längst muss der Student nicht mehr seinen Studienort wechseln, um neue Erkenntnisse zu "erfahren". Heute werden Bücher mit "Lehrmittelfreiheit" angeschafft, Photokopien über das eingeführte Lehrbuch hinaus angefertigt und bei Bedarf Filme, Videos, Computersimulationen eingesetzt. Ob das die Ausbildung ausschließlich fördert, mag man bezweifeln. So hat die der "Respekt vor dem Wert eines Buches" deutlich abgenommen, was zum Beispiel darin zum Ausdruck kommt, das in den "gängigen" Werken der Universitätsbibliothek die "wichtigen" Seiten herausgerissen sind. "Was nichts kostet, ist nichts wert!" Die "alte Schule" ist gekennzeichnet dadurch, dass viele Schüler zur gleichen Zeit am gleichen Ort zusammenkommen müssen, um zu lernen. - Die Verfügbarkeit von Informationen durch Internet und Email an jedem Ort und die Möglichkeit, sich zu jeder Zeit darüber austauschen zu können, wird die Schule verändern. Fernuniversitäten mit online- Studienplätzen und Fortbildungsangebote bis hinein in die Betriebe lassen erkennen, dass bereits neue Wege beschritten werden. Man sich daher damit befassen müssen, wie die eigentliche Informationsbeschaffung und Kommunikation in Zukunft in einer technisch-orientierten Welt vonstatten geht. Des weiteren wird erarbeitet werden müssen, wie der Inhalt und die Glaubwürdigkeit einer Informationsquelle geprüft werden kann, was bislang vorwiegend durch den Lehrer geschah. Schließlich wird erlernt werden müssen, wie die eigene Arbeit für die Veröffentlichung aufgearbeitet sein muss, damit sie von der Allgemeinheit Beachtung findet. Um allen Schülerinnen und Schülern die Chance zu geben, frühzeitig sich den zukünftigen Anforderungen zu stellen, sollte man Überlegungen anstellen,
Diese Überlegungen sind in weitgehend von finanziellen Möglichkeiten der Schule begrenzt, es darf aber auch nicht der große Zeitaufwand für die Realisierung der angestrebten Lösung außer Acht bleiben. Auch die Lehrerinnen und Lehrer müssen erst neue methodisch-didaktische Erkenntnisse gewinnen, für die bislang keine Modelle existieren. So muss der Frage nachgegangen werden,
Dazu sind bereits Vorarbeiten geleistet und Erkenntnisse gesammelt worden:
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Grenzen der "Neuen Technologien" Die Ausbildung und der Informationszuwachs einiger wird ein immer höheres Niveau annehmen, jedoch werden Alle auf jedem spezifischen Niveau profitieren. Die ethisch und moralische Bildung wird sich durch den Einsatz des Computers im Unterricht kaum verbessern lassen. Bildung dieser Art wird besonders durch das Vor-Bild geprägt. Weil die das körperliche Da-Sein zur selben Zeit am gleichen Ort nicht mehr die Bedeutung haben wird, wird die diesbezügliche Rolle des Lehrers beim Heranwachsenden eine besondere Bedeutung erlangen, die Rolle des "Informationsbereitstellers" und "Einpaukers" dürfte zurückgehen. So ist es auch verständlich, das sich bei Ausstellungen und Messen von Branchen, deren Kommunikation per Internet und Email abläuft, inzwischen der Charakter vom "Bestell- und Vertragwesen" zur "Begegnungsstätte" verlagert. - Eine umfangreiche Darstellung der Eigenschaften der computervermittelten Kommunikation findet sich bei A.W. Kucera. Trotz der noch nicht in allen Einzelheiten erkennbaren Auswirkungen ist es nicht vorstellbar, dass die alten Zustände wieder hergestellt werden. Zu sehr sind die zu treffenden Entscheidungen abhängig von den Ergebnissen, die mit den neuen Technologien produziert werden. Es ist daher zweckmäßig, Projekte durchzuführen, die sich mit der Nutzung der "Neuen Technologien" befassen. Diese sollte auf der Basis der bereits gewonnenen Erfahrungen weitere Überlegungen fußen und Maßnahmen erarbeiten, wie wir unseren Kindern die Chancen offen halten können, sowohl die Technik der Informationsbeschaffung und Bewertung als auch Verantwortung im Umgang mit Informationen zu erlernen. |
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Literatur Verfasser: K.-G. Häusler
Die Rede
des Bundespräsidenten Roman Herzog
auf dem Deutschen Bildungskongress am 13. April 1999 in Bonn [bearbeitet] |