Literatur
siehe auch Barke, Harsch: Chemiedidaktik heute
Erkenntnisbildung: Luft
Der Chemieunterricht hat das Ziel, den sicheren und sachgerechten Umgang mit Stoffen und Gefahrstoffen zu lehren.
Entsprechend des Entwicklungsstandes der Kinder (ca. 10. Lebensjahr) ist zunächst nur ein spielerische Erlernen des sicheren Arbeitens möglich. (Lernen durch Imitation).
Man ist als Erwachsener geneigt, das Arbeitsgebiet festzulegen, d.h. zu definieren. Eine mögliche Definition des Arbeitsgebietes ist: "Chemie befasst sich mit Stoffen, ihren Eigenschaften und Umsetzungen."
Wie wenig man etwas hinterfragt oder gar wissenschaftlich zu definieren versucht, was man aus dem Kindesalter mitbekommen hat, also "schon immer wusste", wird am Begriffes "Stoff" erläutert. Schon die Bearbeitung der physikalischen Eigenschaften von Stoffen bietet eine Reihe von Möglichkeiten Vorsichtsmaßnahmen zu erarbeiten.
Besser ist es jedoch, den Weg der Naturerkenntnis von Grund auf zu schulen.
Will man Naturerkenntnis betreiben, so ist man auf die Beobachtung von Unterschieden und Gemeinsamkeiten in der Natur angewiesen.
Ohne Unterschied gibt es keine Erkenntnis! Ohne Gemeinsamkeiten keine Regeln!
Nach dem Sammeln von verschiedenartigen Naturerscheinungen tritt das Sortieren, Klassifizieren (descriptive Wissenschaft), Verallgemeinern und das Herausstellen von Gesetzmäßigkeiten (induktive Wissenschaft) bis hin zur Formulierung von neuen Erwartungen (deduktive Wissenschaft).
Welches sind die Merkmale eines Stoffes?
Auf die Frage an Schüler, was man unter einem Stoff versteht, bekommt man viele Antworten. Darunter sind Beispiele für Stoffe, Wasser, Stein, Eisen, (Kleidungs-)Stoffe. So kann man aber Begriffe nicht definieren, es sei denn, man zählt alle Elemente der Begriffsmenge auf und erklärt die Begriffsmenge auf die Aufzählung begrenzt.
Das gleiche gilt für die Aufzählung von Aggregatzuständen. Später wird man erkennen, das eine Definition der verschiedenen Aggregatzustände auf einen "fehlenden" Aggregatzustand hinweist, der zur Annahme des diskontinuierlichen Aufbaus der Materie (Teilchenbegriff) führt.
einfache Antwort | wissenschaftliche Definition |
---|---|
Volumen Mathematische Würfel haben zwar ein Volumen, es können aver beliebig viele ineinander gestellt werden. |
Eigenvolumen; Platzbedarf |
Gewicht Gewicht (Gewichtskraft) kann keine Stoffeiegenschaft sein, denn in der Schwerelosigkeit wären Stoffe nicht mehr existent. Sie bleiben aber unverändert. |
Masse |
Temperatur passt nicht zu den anderen beiden Begriffen, da die Temperatur nicht wie die anderen von der Stoffportion abhängt. |
Wärmeenergie |
Wo sich ein Stoff befindet, kann man in der Regel sehen. Es gelten die einfachen Gesetze:
Bestimmung des Platzbedarfs eines Stoffes ist für regelmäßig geformten Feststoffen und Flüssigkeiten kein Problem. Bei Stoffwürfel oder -quadern reicht es, die Kantenlängen zu bestimmen. Bei Flüssigkeiten benutzt man einen Messzylinder. Bei unregelmäßig geformten Feststoffen bestimmt man den Platzbedarf durch Verdrängung einer Flüssigkeit in einem Standzylinder. All das lässt sich ohne Aufwand und Gefährdung in Schülerübungen bewerkstelligen.
Bei farblosen Gasen (Luft) ist die Bestimmung jedoch schwierig, da Gase nicht als Stoffe wahrgenommen werden. Außerdem füllen Gase jeden Raum und nehmen jede Form an, so dass sie unbemerkt verdrängt bzw. eindringen. Daher eignet sich ein Schauversuch, um den Platzbedarf spielerisch zu erschließen.
Lange Zeit waren die Äther in einem Raum angenommen wurde, wo sonst Nichts wäre. (Aristoteles). Erst die Überlegungen und Bemühungen von Otto von Guericke (um 1620; historische Darstellung) ließen Luft als Stoff erkennen.
Seine Überlegungen waren:
logischer Schluss: Der Raum bis hin zu den Sternen sollte ohne Luft sein.
Um Überlegungen dieser Art zu prüfen, müssen im Labor Experimente durchgeführt werden, denn
Wege der Erkenntnisgewinnung und Vermittlung am Beispiel der Entdeckung von Luft
An der Untersuchung von Luft durch Otto von Guericke kann man alle Stadien der Forschung und Lehre erkennen.
Der Aufwand einen luftleeren Raum zu schaffen, um Luft zu wiegen, ist im
Schullabor recht groß. In der Regel wird ein dünnwandiger Glaskolben mit
einer Ölpumpe evakuiert (SiNTU V.3.7). Nach
Füllung mit Luft wird die Masse der Luft als Differenz gemessen. Unter Nutzung des
Volumens der Kugel lässt sich die daraus die Dichte von Luft bestimmen.
Die Schwierigkeiten beginnen jedoch schon bei der Bestimmung des tatsächlich evakuierten Luftvolumens. Das Kugelvolumen ist sicher nicht ganz evakuiert worden. Versucht man durch das tatsächliche vorliegende Vakuum Wasser einzusaugen, in der Hoffnung, dass nur so viel Wasser eingesaugt wird, wie vorher Luft entnommen war, wird man bemerken, dass das Wasser im ersten Moment des Einströmens "siedet". Offenbar verdampft ein Teil des Wassers und gleichzeitig wird die im Wasser gelöste Luft freigesetzt - die Kugel saugt demnach immer zu wenig Wasser auf.
Zusätzlich sind beim Evakuieren von bruchgefährdeten Gefäßen, insbesondere bei Glasgefäßen Sicherheitsregeln zu beachten:
HalbmikrotechnikHalbmikrotechnik ist gedacht, Experimente in Schülerübungen durchzuführen. Dazu ist eine Arbeitstechnik erforderlich, die sicheres Arbeiten parallel arbeitender Gruppen durch einen Lehrer ermöglicht.
Wie man die Masse von Luft in Schülerübungen bestimmen kann (Bild).
Masse von Gasen aus Druckflaschen
Will man ein die Dichte eines anderen ungiftigen Gases bestimmen, so bieten sich Gase aus Druckflaschen an , z.B. Kohlenstoffdioxid, Helium oder ein anderes Edelgas an.
Druckgasbehälter sind gesichert aufzubewahren, bereitzuhalten bzw. bereitzustellen. Auf Rollwagen müssen sie vor dem Umstürzen gesichert sein.
Sie dürfen nicht zusammen mit brennbaren Flüssigkeiten gelagert werden, brennbare Gase leichter als Luft müssen einen Sicherheitsbereich ausgehend von Flaschenventil zu Zündquellen einhalten. Die Dichte der Gase schränkt den Lagerort weiter ein, außer Pressluft und Sauerstoff dürfen Flaschen nicht in Räumen unter Ergleiche aufbewahrt werden.
Weitere Einzelheiten sind in der SiNTU geregelt.
Die Masse von Erdgas lässt sich leicht bestimmen, indem man den evakuierten Glaskolben mit Erdgas füllt, das aus einem Erdgashahn im Labor ausströmt. Hierzu ist eine intakte Installation der Erdgaseinrichtung des Schullabors zu beachten. Besonderes gilt für die Verwendung von Flüssiggas und Kartuschenbrennern.
Absolute Temperaturskala (Temperatur-Messung bei Luft)
Technische Anwendungen des Erforschten
Beim Ausströmen bildet sich ein Gas-Luftgemisch, das unter Umständen zündbar ist. Es können wichtige Eigenschaften solcher Gemische besprochen werden: kriechende Dämpfe, Explosionsgrenzen, Flammtemperatur, Zündtemperatur.
Masse von Erdgas in Halbmikrotechnik
Ausblick auf andere Themen:
Etherbrand (Dichte brennbarer Gase, Aufbewahrungsort, Lüftungsmaßnahmen)
Entsprechend den gewachsenen Erkenntnissen sollte man die Schüler auch auf Überlegungen hinweisen, welche Bedeutung Luftschiffe hätten, würde man sie mit einem unbrennbaren Gas füllen, das leichter als Luft ist.
Eine Analyse der Luftschiffsunglücke ergibt, dass sehr viele trotz Helium-Füllung bei Sturm havariert sind. Wie steht es um die Problemlösung für Sturm bei den "Neuen Technologien, z.B. Zeppelin NT"? Welche Fragen müsste man an die Konstrukteure der neuen Luftschiffe stellen, bevor man Aktien der Firma kauft?
Aufgaben für Schüler sollten sich an den natürlichen Bedürfnissen ausrichten. Daher ist eine von vielen denkbaren Aufgaben: Trage Bilder über das große Zeppelin-Unglück in Lakehurst zusammen. Benutze dazu das Internet. Was war vermutlich die Ursache des Unglücks?
Ursache des Unfalls:
Dabei wird auch das Thema "Elektrische Aufladung" durch Reibungselektrizität und nichtleitende Kunststoffhülle thematisiert. Verwendbar für das "Umfüllen brennbarer Flüssigkeiten, Erdungsklemme"
Challenger Explosion (Zusammenlagerungsverbot)
Über das Nichts; historisch bis zum Casimir-Effekt:
http://www.contextredaktion.de/linkseiten/VAKUUM.htm
Guericke, Otto von, *1602 in Magdeburg, +1686 in Hamburg, stammte aus einer Patrizierfamilie, studierte Rechtswissenschaft in Leipzig,
Helmstedt und Jena und dann Mathematik in Leiden. 1626 Ratsherr in Magdeburg. Nach der Zerstörung Magdeburgs (1629) im Zuge des 30jährigen Krieges arbeitete Guericke als Bauherr beim Wiederaufbau
der Brücken und Befestigungsanlagen. Zwischen 1642 und 1660 vertrat er die
Stadt bei vielen diplomatischen Missionen, 1646 wurde er einer der vier
Bürgermeister. 1681 legte er seine Ämter nieder und zog sich nach Hamburg
zurück.
Lit.:
Web-Lexikon historischer naturwissenschaftlicher Persönlichkeiten; Wissenschaftliche Gesellschaft Braunschweig
und
http://www.uni-magdeburg.de/magdeburg/guericke.html
Untersuchung von Luft (mit historischen Stichen)
©1997-2007 HMTC
- Halbmikrotechnik Chemie GmbH;
s-std1.htm
20.10.2007
Klaus-G.
Häusler