Grundschule

MATNAT/grundschule/c_grundschule.html Vers. 0.1 vom 25.05.2024

Inhaltsverzeichnis

dateiliste Dateiliste (dateiliste .php; nur im Server-Modus verfügbar)

1. Vorwort
2. Zu Hause
3. Volksschule (Grundschule)

Literatur

 

 
1.

Vorwort

Schulsystem

Das Schulsystem war zur Zeit meiner Einschulung in drei Stufen gegliedert.

  • Volkschule 1.-8. Klasse; Abschluss: Volkschulabschluss
  • Realschule 5.-10. Klasse; Abschluss: Mittlere Reife, Realschulabschluss
  • Gymnasium 5.-13. Klasse; Abschluss: Abitur, Hochschulreife

Der Übergang in die weiterführenden Schulen erfolgte nach der 4. Klasse, in seltenen Fällen auch nach der 5. Klasse. Der Übergung zwischen der weiterführenden Schulen war selten. Die Rückstufung in eine Schulform mit geringeren Anforderungen wurde von den Lehrerinnen und Lehrern der weiterführenden Schulen je nach Leistung und Entwicklung empfohlen. Eltern hatten ein begrenztes Mitspracherecht. Das zweimalige Wiederholen eine Klasse oder das aufeinanderfolgende Wiederholen einer Klasse führte zwingend zu eine Rück führung in einer Schulform mit geringerem Leistungsansruch.

Für mich waren Lehrerinnen und Lehrer Respektspersonen. Was sie sagten war richtig und wurde gemacht. Männliche Lehrer hatte noch lange Zeit Jacket und Kravatte zu tragen, was auch an Tagen mit großer Hitze in der Regel eingehalten wurde.

Laut Dienstrecht hatten Lehrerinnen unverheiratet zu sein. Heirateten sie, mussten sie den Dienst quittieren. Das entsprach der damaligen Vorstellung, dass verheiratete Frauen, die Zustimmung ihres Ehemanns beibringen mussten, wenn sie in der Ehe berufstätig sein wollten. Auch zur Eröffnung eines eigenen Kontos mussten sie die die Erlaubnis des Ehemann haben.Von Gleichberechtigung der Geschlechter existierte nur im Grundgesetz, in der Realität nur im Ansatz.

Mein Lehrer in der ersten Klasse war Herr Olschenka. Er stammte wie mein Opa aus Schlesien. Wenn er mich zur Schule brachte oder abholte, unterhielt er sich oft kurz mit ihm.

Von der zweiten bis zur vierten Klasse war meine Lehrerin "Fäulein" Berger.

Ich wurde in die "Evangelische Volksschule an der Maarbrücke" eingeschult. Es war ein Neubau. Auf dem gleichen Gelände war die "Katholische Volksschule" angesiedelt. Die damals noch übliche Trennung nach Konfessionen sorgte für eine gewisse Rivalität und sportlichen Wettbewerb. - Mir fehlte für beides der Sinn.

 

 
2.

Zu Hause

Basteln und Werken, Handarbeit

Opa:

Viel Zeit habe ich mit meinem Opa verbracht. Er hat mir einfache Gegenstände zum Spielen gemacht. In Erinnerung sind mir Segelboote aus Kistenholzbrettchen , aus Walnussschalen, Rosskastanien-Tiere, Weidenflöten, Kartoffelkanonen, später auch eine "Zwille" und besonders beliebt, "Kletterpanzer" aus Garnrollen, die mit einem Gummimotor größere Strecken und kleinere Hindernisse überwinden konnten.


Bauanleitung später--xx--; Leben mit Opa später--xx--;

In der Grundschule wurden Jungen und Mädchen gemeinsam unterrichtet. Nur für die Fächer "Werken" und "Handarbeit" waren Jungen und Mädchen in der vierten Klasse getrennt. Einen Werkraum gab es meines Wissens damals nicht. Deshalb hatte die Jungen an einem Tag zwei Stunden früher schulfrei während die Mädchen Handarbeit machten.

Mich interessierte Handarbeit schon von Hause aus. So meldete ich mich ebenfalls zum Handarbeitsunterricht an. Zu Hause war man darüber amüsiert, unterstützte mich aber in meinem Wunsch. Ich war allein in der Gruppe Mädchen, hatte aber nicht das Gefühl, etwas Besonderes zu machen. Zu Hause war man darüber amüsiert, unterstützte mich aber in meinem Wunsch.

 

 
 

Mutter:

Ich stickte sehr gern. Wir verarbeiteten Perlgarn auf Stramin im Kreuzstich nach aufgedruckten Mustern. Meine Mutter achtete darauf, dass der obere Faden streng einheitlich von einer Seite unten nach der anderen Seite oben verlief. Da ich das sehr akkurat tat, durfte ich zu Hause an Deko-Tischdecken für das Wohnzimmer mitsticken. Die Decken haben wir heute noch. Plattstich habe ich auch gestickt, aber weniger gern. Es sah zwar bildhafter aus, aber man kam dabei nicht so schnell voran. Außerdem fand ich Sticken mit dem glänzenden Perlgarn anziehender. Auch Häkeln fand ich gut. Anfangs häkelte ich Wischlappen für meine Schiefertafeln, die rechteckig werden sollten, aber zunächst immer dreieckig ausfielen. Als mir das auch rechteckig gelang, häkelte ich weiße Topflappen mit rotem oder blauem Rand aus dicker Baumwolle. Da ich kein anderes Material hatte, häkelte ich daraus auch für meine einzige Puppe "Sabine" einen Rock. Dieser fiel entsprechend wulstig aus, was meinem Stolz darauf keinen Abbruch tat.

Für das vollständigem Erlernen des Strickens war bis zum Ende der vierten Klasse keine Zeit mehr. So konnte ich mühsam und langsam auf rechts und auf links stricken. Dazu musste meine Mutter aber immer die erste Reihe stricken. Auch die letzte Reihe zu stricken, habe ich nicht gelernt. Damit war das Thema stricken für immer erledigt.

Meine Mutter aber strickte weiterhin bis zu ihrem Lebensende Strümpfe für mich. Diese waren aus strapazierfähigen "Strumpfwolle". Die Strümpfe waren sehr lange haltbar. Wenn sie ein Loch bekamen, habe ich sie mit der restlichen Strumpfwolle gestopft, so dass sie mir noch etwa 10 Jahre nach dem Tod meiner Mutter als Strümpfe dienten. Am Ende waren sie doch schon ziemlich verfilzt, auch hatte ich durch das häufige Stopfen schon fast eine zweite Sohle eingefügt.

Ich stopfe weiterhin unsere Strümpfe, auch wenn sie so billig geworden sind, dass man kaum noch Geschäfte findet, die Stopfwolle verkaufen. Preiswert sind sie damit nicht, nach kurzem Tragen haben sie bereits Löcher. Gute Strümfe haben bereits so hohe Preise, dass man sie kaum kaufen kann. Verkäufer sehen mich teilweise erstaunt an, wenn sie hören, dass ich immer noch Strümpfe stopfe.

 

 
 

Vater:

Mein Vater fertigte mit mir aus Glasperlen Topfuntersetzer an. Die hier gezeigten vier Stücke mit Obstmotiven sind heute noch bei uns im Einsatz. Ein paar Perlen sind inzwischen geplatzt. Leider habe ich noch keine Ersatzperlen auftreiben können. Die Zwirnfäden müssen laufend nachgebessert werden. Inzwischen fehlen ein paar Glasperlen, weil sie geplatzt waren. Auf Ebay findet man gelegentlich noch solche Glasperluntersetzer, sie sind erstaunlich teuer!

In einem Jahr waren diese Deckchen auch Weihnachtsgeschenke für Tante Ria und Onkel Erwin, die offenbar geschätzt wurden. Ich sah sie weiterhin bei unseren Besuchen, wenn es etwas Warmes zu essen gab. Das war oft Ragout fin , ein Gericht aus der "Berliner Küche" .

 
3.

Volksschule (Grundschule)

Google Maps mein Schulweg

Ich holte auf meine Weg zur Schule meine Klassenkameraden ab. Wir überquerten die Wattenscheider Straße von der Cheruskerstraße aus hinüber zur Hessenstraße und dann zur Schule an der Maarbrücke. Wie man jetzt ausmessen kann, waren das nur etwa 700-800 Meter. Es kam mir damals aber länger vor, Meterangaben sagten mir damals nichts. Ich war auch deutlich länger unterwegs, besonders auf dem Rückweg! Anfangs wurde ich noch von meinem Großvater gebracht, später ging ich dann allein. Wintertags war es noch dunkel und ich durfte meine kleine Taschenlampe mitmehmen. Ich kam mir schon groß und mutig vor!

Mein Schulgebäude

Mein erste Klasse war hinter den beiden Fenstern unten rechts an der Ecke zum Eingang.

Wir waren etwa 25 bis 30 Schülerinnen und Schüler. Da mein Großvater meine Hausaufgaben überwachte und mit mir Rechen und Schönschreiben übte, war ich dem Unterrichtsgeschehen etwas voraus. Ich war mit der Jüngste, ziemlich unterfordert und relativ undiszipliniert, wie es mir im nachhinein vorkommt.

Im Ersten Schuljahr schrieben wir auf Schiefertafeln, teilweise mit vier roten Linien zum Schreiben und Rechenkästchen auf der anderen Seite. Dazu hing ein Tafelläppchen im Holzrahmen an der Seite, dass ich mir selbst gehäkelt hatte. Darauf war ich besonders stolz, obwohl es quadratisch werden sollte, aber dann doch mehr Dreiecksform angenommen hatte.

 

 
Literatur
 
 
Deutschlandfunk; Der zähe Kampf um Gleichberechtigung