Bedeutende Naturwissenschaftlerinnen

Marie Paulze Lavoisier


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Marie Paulze Lavoisier (1758 -1836)

Sie wirkte als Mitarbeiterin ihres Mannes Antoine xgonline.gif (887 Byte) mit an der Einführung der experimentell fundierten, modernen Chemie, die auf systematischen, wissenschaftlichen Prinzipien beruhte.

Marie Anne Pierrete Paulze stammte aus einer einflußreichen und sehr wohlhabenden Familie des vorrevolutionären Frankreichs. Sie wurde in einer Klosterschule erzogen, die sie mit 13 Jahren verließ, um den 28jährigen Antoine Lavoisier zu heiraten. Dieser war damals bereits ein bekannter Chemiker und Mitglied der Acad6mie des Sciences. Seinen Lebensunterhalt bestritt er als Mitglied der privaten Steuereintreibungsagentur Frankreichs, der "Ferme Générale".

Marie Lavoisier wurde seine wissenschaftliche Mitarbeiterin und beteiligte sich an den Forschungen. Sie lernte Latein und Englisch, um chemische Werke übersetzen und die wissenschaftliche Korrespondenz führen zu können. Bereits in den ersten Jahren ihrer Ehe wurde ihr Haus zu einem intellektuellen Treffpunkt. Marie führte einen Salon, in dem sich Akademiemitglieder und andere wissenschaftlich Interessierte trafen und Austausch über naturwissenschaftliche Themen pflegten.

Da die grundlegenden Arbeiten zur modernen Chemie, für die Antoine bekannt ist, in enger Zusammenarbeit mit Marie Lavoisier entstanden sind, lassen sich ihre jeweiligen Beiträge kaum voneinander trennen. Wissenschaftliche Arbeit beruht in der Regel auch auf den Kontakten und Diskussionen mit anderen; Forschung kann in der Isolation nicht entstehen. So ist von Lavoisier bekannt, dass er seine Versuche in Gesellschaft durchführte. Beim Experimentieren unterhielt er sich mit seinen Freunden über seine Arbeit, und oft entstanden dabei wissenschaftliche Diskussionen. Seine Frau als seine engste Mitarbeiterin war vermutlich seine wichtigste Gesprächspartnerin. Auch die Tatsache, dass zahlreiche Einträge in Lavoisiers Laborbüchern, den berühmten "registres de laboratoire", von Maries Hand stammen, zeigt, daß die Bücher gemeinsam geführt wurden.

Die Lavoisiers konnten experimentell nachweisen, dass beim Erhitzen und Verbrennen von Materie nicht das hypothetische Phlogiston freigesetzt wird, sondern vielmehr Sauerstoff gebunden wird. Aufbauend auf dem Gesetz von der Erhaltung der Materie formulierten sie die allgemeine Verbrennungs- und Oxidationstheorie, mit der die damals gängige Phlogistontheorie widerlegt wurde. Ihre revolutionären Ergebnisse sind in der Schrift "Traité élémentaire de chimie" von 1789 zusammengefasst, die von Marie Lavoisier mit Abbildungen chemischer Apparaturen und Versuchsaufbauten illustriert wurde.

Aufgrund ihrer Arbeiten definierte Lavoisier gemeinsam mit seiner Frau und seinen Freunden den Begriff des Elements neu und führte die bis heute gültige Nomenklatur chemischer Verbindungen ein.

Während der französischen Revolution wurde Antoine Lavoisier aufgrund seiner Tätigkeit als Steuereintreiber für das alte Regime verhaftet und 1 794 hingerichtet. Seine 1792 begonnenen Memoiren wurden von Marie nach seinem Tod überarbeitet. Sie vervollständigte sie mit Zeichnungen, Übersetzungen und eigenen Interpretationen und veröffentlichte sie 1805 unter dem Titel 'Mémoires de chimie'.

Im gleichen Jahr heiratete Marie Lavoisier den Grafen Rumford, einen Gast ihres Salons, den sie nach dem Ende der Revolutionszeit wieder führte. Diese Ehe hielt nur vier Jahre; nach der Trennung lebte sie bis zu ihrem Tod als erfolgreiche Geschäftsfrau.

Literatur und Bearbeitung

Autor (Text):

Quelle: Lit:(1) S. 40

Literatur:

(1) Heymann, Dagmar; Moser, Angelika; Sandner, Agnes: Bedeutende Naturwissenschaftlerinnen. © FIT Frauen in der Technik e.V., Schloßgartenstraße 45, D-64 289 Darmstadt

(in 1) Alic 1991, Berghahn u.a. 1984, Ogilvie 1986, Schiebinger 1993

Bearbeitung (www): Julia Häusler

© 1997 by jh-site Julia Häusler; haeusler[at]muenster[dot]de; fit/bedeut/lavoismp.htm_09.06.04