Persönliches als Vorwort

Klaus-G. Häusler

Inhaltsverzeichnis

0. persönliche Lebensumstände

1. Meine Grundlagen
2. Meine Motivation
3. Meine Hemmnisse
4. Meine Rechtfertigung
5. Hinweise für ein sinnvolles Philosophiestudium (Karl Jaspers)

6. Kurzfassung des persönlichen Weltbildes

Literatur

 

 

0. Vorwort - persönliche Lebensumstände

Wie die Lebensumstände das persönliche Weltbild auch der großen Philosophen geprägt haben, zeigt sehr eindrucksvoll Wilhelm Weischedel in seinem Buch: "Die philosophische Hintertreppe - 34 große Philosophen in Alltag und Denken"[l152]. Er zeigte auf, wie die Lebensumstände der Philosophen mit den Ergebnissen ihrer Überlegungen in Verbindung stehen können.

Das ist ein Grund, meinen eigenen Standpunkt zu beschreiben. Daraus und meinen persönlichen Fähigkeiten und Fertigkeiten ergibt sich eine Sichtweise auf die Welt.

Meine Gedanken sind entstanden aus

  • meinen Neigungen zum Experimentieren (Spielen),
  • meiner Ausbildung zum Naturwissenschaftler und
  • meinen Erfahrungen als Gymnasiallehrer.

Warum ich bislang nicht zur Veröffentlichung meiner Gedanken gekommen bin, hat viele Gründe:

  1. Bislang war ich genötigt, das Naheliegende zu tun, um meinen Lebensunterhalt und das meiner Familie zu bestreiten.
  2. Mein "Bemerken" von übergeordneten Zusammenhängen entwickelte sich erst spät und langsam. Es war zunächst noch so lückenhaft, dass sich keine Notwendigkeit ergab, die Lücken zu schließen.
  3. Mir erschien lange, dass das, was mir als Zusammenhang auffiel, bereits Anderen aufgefallen und von ihnen besser dargestellt war.
  4. Meine Eigenheit, über Grundsätzliches nachzudenken, führte immer zu vielerlei Ergebnissen, die sich oftmals im Nachhinein als falsch erwiesen und mir sich zunächst nicht durch reines Denken als unzutreffend erschlossen. Mit anderen Worten, ich mache zu viele Fehler im Denken, die ich nicht erkenne.
  5. Meine fehlende Ausbildung in "wissenschaftlich fundierter Philosophie" und die Kenntnis meiner persönlichen Fehlerrate haben mich bislang daran gehindert, meine unfertigen Gedanken schriftlich zu äußern.

Dafür, dass ich nun meine Gedanken schriftlich festhalte, gibt es noch mehr Gründe, als es nicht zu tun.

  1. Es ist mir erst jetzt nach meiner Pensionierung zeitlich möglich, erahnten Zusammenhängen bewusst nachzugehen und sie zu einem größeren Überblick zu ordnen.
  2. In meinem Alter wird es immer unwichtiger, was andere über mich denken, nach dem Motto des Buches von Richard P. Feyman: "Kümmert Sie, was andere Leute denken?" [l94]
  3. Bei einer elektronischen Veröffentlichung kann man anders als bei einer gedruckter Veröffentlichung den Inhalt an neue Erkenntnisse passen, gegebenenfalls korrigieren und nötigenfalls auch als falsch zurückziehen.
  4. Und zum Schluss: "Nichts ist unnütz, es kann immer noch als schlechtes Beispiel dienen."

 

 
 

 

 

1. Meine Grundlagen

Experimentelle Fertigkeiten

Bei meiner Beschäftigung mit Chemie war schon immer die Analytik von vorrangigem Interesse. Im Vordergrund stand, Erkenntnisse über chemische Reaktionen der Stoffe miteinander zu gewinnen und daraus Prinzipien für das Verhalten von Stoffen abzuleiten. Die Alternative, die Beschäftigung mit der technischen Chemie zum Zwecke des Umsatzes im Sinne von Gewinn, interessierte mich dagegen nur beiläufig.

Will man Erkenntnisse über die Natur einholen, so sollte man mit möglichst kleinen Eingriffen in die Natur auskommen, da jeder Eingriff die Natur verändert und man möglichst Aussagen über die unveränderte Natur erhalten möchte. In der analytischen und präparativen Chemie reichen in der Regel kleinste Stoffportionen, um grundlegende Erkenntnisse zu gewinnen. Ich habe daher immer zunächst die laborüblichen Methoden angewendet. Wo diese nicht effizient zum Erfolg führten, habe ich versucht, entweder in Vergessenheit geratene Methoden mit moderner Technik wieder zu beleben oder neue Methoden zu entwickeln. Hierbei war für mich prägend, dass ich als Hilfsassistent in der Chemie an der Universität Münster Einblicke in die halbmikrotechnischen und mikrotechnische Methoden der allgemeinen Chemie gewinnen konnte. Unter der Leitung von Prof. H. Schäfer und C. Brendel wurden um 1970 die Vorlesungen mit Experimenten in einer Projektionstechnik entwickelt, die sicheren und sachgerechten Umgang mit Chemikalien erforderte, dass die Umsetzungen in der Mitte eines Hörsaales für etwa 600 Personen "ohne Abzugsmöglichkeit am Experimentiertisch" erforderte.

Umgang mit Computern

Mit dem Computer ist man in der Lage, zwei von Natur aus begrenzte Fähigkeiten eines Menschen in besonderer Weise zu erweitern. Der Computer ist in der Lage, etwas routinemäßig schnell, oft und ermüdungsfrei "zu wiederholen" und Abgelegtes fehlerfrei "wieder zu holen". An beiden Fähigkeiten mangelt es mir, weshalb ich schon früh viel Zeit und Arbeit damit verbrachte, dem Computer diese "Routine" zu vermitteln, um mir die Arbeit zu erleichtern.
In meiner Studienzeit war die Fähigkeit, Computer zu programmieren noch nicht so verbreitet und die Computer noch nicht sehr leistungsfähig. Daher waren Studenten gesucht, die einfache Programme zur Berechnungen von Statistiken mit großen Datenmengen erstellen konnten. So konnte ich mit meinen Programmierkenntnisse als studentische Hilfskraft in verschiedenen Fachbereichen Geld für mein Studium verdienen. Die Computerkenntnisse führten auch dazu, meine Promotion in anorganischer Chemie anzufertigen. Bei der Röntgenstrukturanalyse fallen große Datenmengen an, die mit entsprechenden Computerprogrammen ausgewertet werden. Die fortschreitende Entwicklung der Computer machten es möglich, dass neue Programme zur verbesserten Auswendung geschrieben konnten.

Die Beschäftigung mit dem Programmieren eines Computers macht mir Spaß, weil man in der Regel sofort auf Fehler hingewiesen wird und man diese dann korrigieren kann. Damit ist ein Erfolgserlebnis verbunden, auch wenn nach der vermeintlichen Behebung eines Programmierfehlers neue Folgefehler auftauchen. Trotzdem bleibt immer die Hoffnung, dass man, wenn alles funktioniert,

  • sich Arbeit ersparen kann,
  • stupide Arbeiten an die Maschine abgeben kann,
  • größere Aufgabenbereich erschließen kann,
  • Genauigkeit und Zuverlässigkeit der Ergebnisse gesteigert werden.

Ich habe aber den Verdacht, dass der Aufwand und der Gewinn in etwa die Waage halten, wobei mal das eine, mal das andere überwiegt. Nicht ohne Augenzwinkern wird der Satz gesagt: Mit dem Computer löst man Probleme, die man ohne Computer nicht hätte.

 

 
 

Im Laufe der Zeit habe ich Erkenntnisse gewonnen, von denen ich annehme, dass ich sie schon viel früher hätte gewinnen können, wenn ich sofort präziser und länger nachgedacht hätte. Stattdessen habe ich immer versucht, eine schnelle Lösung zu finden, die jedoch meistens nur vorübergehend zu zufriedenstellendem Ergebnis führten. Dabei hatte sich die Faktenlage vom ersten Ausdenken bis hin zum jetzigen »vermeintlichen« Endergebnis im Wesentlichen nicht geändert. Es waren keine neuen relevanten Fakten hinzugekommen.

Stattdessen zog ich es vor, ab einer überschaubaren Zahl von verbleibenden alternativen Möglichkeiten, die Wahrheit durch »Versuch und Irrtum« herauszufinden. Ich tue das im Glauben, dadurch Zeit zu gewinnen. Das Ergebnis sind jedoch zwiespältig zu sehen. Negativ ist, dass »Versuch und Irrtum« immer dann unökonomisch an Zeit und Geld ist, wenn man zu vielen alternativen Möglichkeiten nachgehen muss. Positiv ist jedoch dabei, dass man sehr viel mehr »Erfahrungen« macht, die auch Unerwartetes und Unerwartbares zutage fördert.

 

Unfähigkeit konsequent präzise zu denken
 

Zeit meines Lebens musste ich feststellen, dass bei Allem, was ich dachte oder tat, meine Fehlerrate recht groß ist. Damit habe ich mir arrangieren müssen. Wenn ich meine Ziele erreichen woltel, konnte ich das nur durch Beharrlichkeit beim Ausmerzen dieser bereits gemachten Fehler erreichen. Diese Arbeitsweise durch »Versuch und Irrtum« zum Ziel zu kommen, ist sehr zeitintensiv. Das hat zur Folge, dass ich nicht alles zur eigenen Zufriedenheit zu einem Ende führen kann.

 

Unfähigkeit sofort richtig zu handeln
 

Umgang mit Philosophie

Der gelegentliche Kontakte mit der Philosophie beschränkte sich auf die Philosophie der Griechen und ihre Erklärungsversuche für das Naturgeschehen. Besonders angetan bin ich immer noch, wie die Griechen die Existenz von diskreten Elementen und teilchenhaften Atomen erfolgerten. Allerdings gab es auch andere Vorstellungen, die sich nicht mit dem heutigen Wissensstand deckten. Damals wurde die "Methode" Experimente zur Bestätigung von Annahmen zu machen, nicht angewendet.

Allerdings erweisen sich manche Konzepte von damals, die Welt als Kontinuum zu verstehen, heutzutage nicht mehr abwegig. Man versteht heute Teile der Natur auch über die Annahme der Existenz von kontinuierlichen Felder und Wellen.

Es bleibt also immer noch nicht verstanden, mit welchem Modell man die Natur erklären kann. Nur eines ist inzwischen klar, die menschlichen Erklärungsversuche sind allesamt nur Denkmodelle. Sie gelten als Erklärung, wenn mit den Modellen die Phänomene der Natur quantitativ und qualitativ erfasst und nach Möglichkeit auch vorhersehbar erscheinen lassen. - Es bleiben aber nur (mathematische) Modelle der Wirklichkeit.

 

Unkenntnis der philosophischen Literatur und Methoden
 

Mir fehlen umfassende Kenntnisse der "Methoden" der Philosophie. Gleiches gilt auch für ihre Fachsprache. Das fiel mir bei drei Gelegenheiten besonders deutlich auf.

 

 
 

Beim Lesen des Buches von Karl Jaspers: "Einführung in die Philosophie" kam ich an das Kapitel 5. Die unbedingte Forderung. Ich las das Kapitel mit der unbewussten Gleichsetzung von "unbedingt" mit "notwendig". Mit zunehmendem Fortschritt machte der Text keinen Sinn mehr. Erst beim zweiten Lesen erkannte ich, dass das Missverstehen im Wort "unbedingt" begründet war. Ich suchte eine Definition für "unbedingt" im Text von Jaspers und fand sie nicht. Erst beim Nachdenken, was er gemeint haben könnte, fand ich die Bedeutung "unbedingt" als "nicht mit einem Ding, einer Sache verbunden". Nun war ich motiviert, die ersten Kapitel noch einmal zu lesen und stellt mit Erstaunen und Erschrecken fest, dass das ganze Kapitel 2 Das Umgreifende die Grundlage für das Wort "unbedingt" ist, wenn sich Jaspers über das Sein und die "Subjekt-Objekt-Spaltung auslässt. - Persönliches Fazit: Meine Auffassungsgabe für Sprache ist vermutlich für die Beschäftigung mit den Philosophen unzureichend.

 

 
 

Dieser Eindruck verstärkte sich noch einmal, als ich den "Ansatz eines Versuches" machte, mit Martin Heidegger: "Kant und das Problem der Metaphysik" zu beschäftigen. Ein Blick auf das Inhaltsverzeichnis d-nb.de zeigte mir, dass für mich die Beschäftigung mit dem Originaltext aussichtslos ist, ich verstehe kaum kein Wort!

Ähnliches habe ich mit den »Methoden und Praktiken des Denkens« erleben müssen .

Mit anderen sozio-kulturellen Gebieten der Philosophie habe ich mich kaum beschäftigt. Da bin ich nur annähernd auf Stand der Philosophie Kants gekommen.

 

 
     

4. Meine Rechtfertigung

Warum kann es Sinn machen, trotz der persönlichen Unzulänglichkeiten meine Gedanken zu präsentieren?

Es gibt gewisse Parallelen, die für die auch für das Denken und Handeln in der Wissenschaft typisch sind.

  1. Man denkt, entscheidet und handelt immer auf Grund einer momentanen begrenzten Informationslage.
  2. Man muss sich andauernd bewusst sein, dass neue Fakten hinzukommen, die eine Revision der gefundenen Erkenntnisse nötig machen.

    Ein Beispiel ist die Entwicklung der Erkenntnisse, die zur Bewegung von Körpern vollgenommen wurden.
    Nach Aristoteles wikipedia nahm man lange an, dass alles zur Ruhe kommt, obgleich zuvor Leukipp wikipedia und Demokrit wikipedia schon zuvor annahmen, dass sich alles in Bewegung befindet.
    Erst Galilei wikipedia erkannte durch Experimente, dass tatsächlich Körper, wenn sie sich selbst überlassen bleiben, in gleichförmiger Bewegung verharren. Da erst Newton statt der bloßen Bewegung die die Kräfte bewegenden Körper mit in die Betrachtung einbezog, wurden die Bewegungsaxiome vollständig.
    Newton
    wikipedia benutzte zur Beschreibung das, was wir heute physikalisch den »Impuls« nennen und die von ihm (und unabhängig von Leibniz wikipedia) entwickelte Differentialrechnung. Die Kraft war für ihn an die Masse eines Körpers gebunden. Die Masse hielt er, wie auch heute noch nahezu alle Menschen und bei Gelegenheiten für eine konstante Größe.
    Einstein wikipedia stellte dann in seiner Relativitätstheorie fest, dass die Masse eines Körpers nicht konstant ist, sondern von der Geschwindigkeit seiner Bewegung abhängt.

 

Denken und Handel auf Grund begrenzter Information
 

Dass ich nun den Mut gefunden habe, überhaupt »philosophische Gedanken« zu äußern und mich damit der allgemeinen Kritik zu stellen, habe ich aus dem Buch von Pierre Bayard geschöpft: "Wie man über Bücher spricht, die man nicht gelesen hat".

Niemand kann alle Bücher gelesen haben, deren Inhalt Bedeutung für das eigene Handeln haben. Das geht schon deshalb nicht, weil man nicht alle Schriften in der Originalsprache lesen kann. Außerdem gibt es von vielen alten Philosophen wie zum Beispiel Sokrates keine Original-Texte. Was wir von ihm wissen, haben Zeitgenossen und Schüler niedergeschrieben. Dabei werden mit Sicherheit auch Intentionen der Schreiber und Übersetzer eingeflossen sein. Ebenso sind Übersetzungen immer durch die Möglichkeit, Sachverhalte in einer anderen Sprache deckungsgleich abzubilden, begrentzt.

Es verwundert daher nicht, dass ich von den von mir zitierten Bücher nur ganz wenige im Original gelesen habe. Was ich über deren Inhalt weiß, habe ich aus, hoffentlich kompetenter, kurz zusammenfassender Sekundärliteratur. Nach Möglichkeit verwende ich jedoch mindestens zwei verschiedene Zusammenfassungen, um auf Ungereimtheiten aufmerksam zu werden. Auch dafür habe ich eine Anregung aus der Literatur. Egal jedoch, wie kompetent diese Quellen sind, ich verwende auch davon nur den Teil, der zu meinem Weltbild passt oder es verändert hat, wie zum Beispiel das oben erwähnte Buch von P. Bayard.
Was ebenfalls nicht verwundern dürfte ist, dass ich eine noch viel größere Zahl von Bücher oder anderen Quellen nicht zitiere, teils weil sie mir entfallen sind oder ich sie einfach übernommen habe, ohne mir die Quelle zu merken, weil sie in mein Denkmodell passen.

Für meinen Anspruch, den ich mit den Veröffentlichungen verbinde, möchte ich Erwin Schrödinger: in "Was ist ein Naturgesetz?" zitieren und auf mein Vorhaben sinngemäß übertragen sehen:

"Ich bin mir völlig bewusst, einen wie kleinen Teil des Rüstzeuges ich zur Beantwortung einer so weit gestellten Frage mitbringe. Ich werde sehr zufrieden sein, wenn mein unvollkommener Lösungsversuch andere zum Nachdenken über die Sache anregt."

 

Unkenntnis der philosophischen Literatur

 

Ob man sich überhaupt und in welchem Zeitabschnitt man sich Gedanken zur Philosophie macht, hängt vom Einzelnen und den Lebensumständen ab. Zwei Begebenheiten aus meiner Zeit als Lehrer sollen meine angesammelten Erfahrungen erläutern.

Als ich vor zehn Jahren einen damals schon pensionierten Kollegen nach seinen derzeitigen Tätigkeiten fragte, sagte er, dass er sich jetzt vermehrt mit Philosophie beschäftigte. Dabei stellte er fest, dass er erstaunlich viele Gedanken großer Philosophen ebenfalls gehabt hätte, ohne sie vorher gelesen zu haben. Der wesentliche Unterschied sei nur, die Weltanschauungen der Philosophen seinen wesentliche besser durchdacht und besser ausgedrückt. Er bemerkte auch, dass er sich längst nicht mit allen Weltbildern anfreunden könne. - Das habe ich selbst auch so empfunden.

Die zweite Begebenheit ergab sich nach einem Physik-Unterricht in der achte Klasse: Es wurde der Strahlengang bei einer Lochkamera "erforscht". Ein ca. 14jähriger Schüler, der in der Regel gut, aber relativ still mitarbeitete und sich gelegentlich durch auffällige Bemerkungen zu Themen im Unterricht hervortat, wurde im Verlauf des Unterrichts immer stiller. Seine besonderen Fragen, die von Mitschülern meist nicht verstanden wurden, wurden ein wenig belächelt. Wohl deshalb kam er erst nach dem Unterricht nach vorn. Ihn interessiert ein Bündel von Fragen, die schnell philosophische Dimensionen annahmen. Er fand es bemerkenswert widersprüchlich, dass ein größeres Loch einen Gegenstand "in hellerem Licht" erscheinen ließ und damit besser sichtbar war, gleichzeitig aber, das Bild immer "unschärfer" wurde und somit schlechter erkennbar wurde. - Ihn verwirrte der Unterschied zwischen sichtbar und erkennbar. Das war eine Vorahnung der Unschärfe-Relation. -
Anschließend interessierte ihn eine "kosmologische" Fragestellung: Wie groß dürfte ein Loch sein und wie groß müsste der Abstand dahinter sein, dass man die "Welt" quasi als Bild der Welt sehen würde. Er präzisierte dann, das Auge sei ja auch ein Loch und quasi auf dem Schädelhintergrund würde ein Bild der Welt entstehen, also ein "Weltbild". - Hiermit tangierte er die Frage, ob nicht alles , was wir sehen nur ein Abbild der Wirklichkeit ist. Außerdem kam die Frage auf, ob und wie die Gesetze des Makrokosmos auch für den Mikrokosmos gelten. -
Und auf dem Weg zum Lehrerzimmer bewegte ihn die Frage, wie sich ein "Ausländer" unsere "Welt" sieht und wir, wenn wir woanders als "Ausländer" seien, deren Welt sehen würden und wir nicht alle überall "Ausländer" wären und das was wir sähen, nur das ist, was wir fähig wären zu sehen. - Hiermit schaffte er sogar den Ansatz einer Verknüpfung der Physik mit der Soziologie. -
Der Schüler hat Physik so verstanden, wie er es wollte. Nebenbei bemerkt, in der nächsten Unterrichtsstunde gelang es ihm nur mit mäßigem Erfolg den Strahlengang durch eine Lochkamera an der Tafel mit Lineal darzustellen! Zugegeben: ich hatte seine philosophischen Fragen sicher in seinen Augen auch nicht gerade zufriedenstellend beantwortet.

 

Zeit für das Philosophieren

5. Hinweise für ein sinnvolles Philosophiestudium (nach K. Jaspers)

Obwohl ich dargelegt habe, dass meine Gedanken zur Philosophie der Naturwissenschaften keinem "Studium der Philosophie" entstammen, habe ich dennoch gewisse rudimentäre Ähnlichkeiten meiner Vorgehensweise mit den ausführlichen "Leitfäden zur Orientierung für philosophische Studien" bei Karl Jaspers gefunden.

 

6. Perönliches Weltbild: Kurzfassung

Eine Kurzfassung meines persönlichen Weltbildes gibt dem momentanen Standpunkt wieder, von dem ich aus die Natur betrachte.

Die Chemie als Teil der Philosophie der Materie ist im Kanon der Philosophie der Naturwissenschaften zu kurz gekommen. Bemühungen, das zu ändern, finden sich im Internet nur wenig. Bemerkenswert ist hierbei die online-Zeitschrift Hyle .

Ich glaube, dass die philosophischen Grundlage der naturwissenschaftlichen Erkenntnis, nämlich das Denken in Systemen und Gleichgewichten nicht weit genug in das Fachgebiet der Chemie vorgedrungen ist.

Das Denken in Systemen und Gleichgewichten ist fächerübergreifend zu sehen.

 

 

Literatur

Autor:

Klaus-G. Häusler; haeusler[at]muenster[dot]de

weitere Literatur:

Pierre Bayard: "Wie man über Bücher spricht, die man nicht gelesen hat" (Literaturverzeichnis [l141])

Karl Jaspers: "Einführung in die Philosophie - zwölf Radiovorträge" (Literaturverzeichnis [l157])

Martin Heidegger: "Kant und das Problem der Metaphysik " (Literaturverzeichnis [l158])

Karl Jaspers [l157]; S. 111-116

Hyle.org: INTERNATIONAL JOURNAL FOR PHILOSOPHY OF CHEMISTRY http://www.hyle.org/

Erwin Schrödiger: "Was ist ein Naturgesetz?", S. 31; (Literaturverzeichnis [l195])

Edward de Bono: 5 Methoden falsch zu denken (Literaturverzeichnis [l196])

Jens Soentgen: Selbstdenken! - 20 Praktiken der Philosophie (Literaturverzeichnis [l138])

Harald Schäfer, Dietrich Bauer, Claus Brendel: Chemische Experimente in Projektion