Persönliches als Vorwort Klaus-G. Häusler |
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Inhaltsverzeichnis
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0. Vorwort - persönliche Lebensumstände Wie die Lebensumstände das persönliche Weltbild auch der großen Philosophen geprägt haben, zeigt sehr eindrucksvoll Wilhelm Weischedel in seinem Buch: "Die philosophische Hintertreppe - 34 große Philosophen in Alltag und Denken"[l152]. Er zeigte auf, wie die Lebensumstände der Philosophen mit den Ergebnissen ihrer Überlegungen in Verbindung stehen können. Das ist ein Grund, meinen eigenen Standpunkt zu beschreiben. Daraus und meinen persönlichen Fähigkeiten und Fertigkeiten ergibt sich eine Sichtweise auf die Welt. Meine Gedanken sind entstanden aus
Warum ich bislang nicht zur Veröffentlichung meiner Gedanken gekommen bin, hat viele Gründe:
Dafür, dass ich nun meine Gedanken schriftlich festhalte, gibt es noch mehr Gründe, als es nicht zu tun.
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1. Meine Grundlagen Experimentelle Fertigkeiten Bei meiner Beschäftigung mit Chemie war schon immer die Analytik von vorrangigem Interesse. Im Vordergrund stand, Erkenntnisse über chemische Reaktionen der Stoffe miteinander zu gewinnen und daraus Prinzipien für das Verhalten von Stoffen abzuleiten. Die Alternative, die Beschäftigung mit der technischen Chemie zum Zwecke des Umsatzes im Sinne von Gewinn, interessierte mich dagegen nur beiläufig. Will man Erkenntnisse über die Natur einholen, so sollte man mit möglichst kleinen Eingriffen in die Natur auskommen, da jeder Eingriff die Natur verändert und man möglichst Aussagen über die unveränderte Natur erhalten möchte. In der analytischen und präparativen Chemie reichen in der Regel kleinste Stoffportionen, um grundlegende Erkenntnisse zu gewinnen. Ich habe daher immer zunächst die laborüblichen Methoden angewendet. Wo diese nicht effizient zum Erfolg führten, habe ich versucht, entweder in Vergessenheit geratene Methoden mit moderner Technik wieder zu beleben oder neue Methoden zu entwickeln. Hierbei war für mich prägend, dass ich als Hilfsassistent in der Chemie an der Universität Münster Einblicke in die halbmikrotechnischen und mikrotechnische Methoden der allgemeinen Chemie gewinnen konnte. Unter der Leitung von Prof. H. Schäfer und C. Brendel wurden um 1970 die Vorlesungen mit Experimenten in einer Projektionstechnik entwickelt, die sicheren und sachgerechten Umgang mit Chemikalien erforderte, dass die Umsetzungen in der Mitte eines Hörsaales für etwa 600 Personen "ohne Abzugsmöglichkeit am Experimentiertisch" erforderte. Umgang mit Computern Mit dem Computer ist man in der Lage, zwei von Natur aus begrenzte Fähigkeiten eines Menschen in besonderer Weise zu erweitern. Der Computer ist in der Lage, etwas routinemäßig schnell, oft und ermüdungsfrei "zu wiederholen" und Abgelegtes fehlerfrei "wieder zu holen". An beiden Fähigkeiten mangelt es mir, weshalb ich schon früh viel Zeit und Arbeit damit verbrachte, dem Computer diese "Routine" zu vermitteln, um mir die Arbeit zu erleichtern. Die Beschäftigung mit dem Programmieren eines Computers macht mir Spaß, weil man in der Regel sofort auf Fehler hingewiesen wird und man diese dann korrigieren kann. Damit ist ein Erfolgserlebnis verbunden, auch wenn nach der vermeintlichen Behebung eines Programmierfehlers neue Folgefehler auftauchen. Trotzdem bleibt immer die Hoffnung, dass man, wenn alles funktioniert,
Ich habe aber den Verdacht, dass der Aufwand und der Gewinn in etwa die Waage halten, wobei mal das eine, mal das andere überwiegt. Nicht ohne Augenzwinkern wird der Satz gesagt: Mit dem Computer löst man Probleme, die man ohne Computer nicht hätte.
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Im Laufe der Zeit habe ich Erkenntnisse gewonnen, von denen ich annehme, dass ich sie schon viel früher hätte gewinnen können, wenn ich sofort präziser und länger nachgedacht hätte. Stattdessen habe ich immer versucht, eine schnelle Lösung zu finden, die jedoch meistens nur vorübergehend zu zufriedenstellendem Ergebnis führten. Dabei hatte sich die Faktenlage vom ersten Ausdenken bis hin zum jetzigen »vermeintlichen« Endergebnis im Wesentlichen nicht geändert. Es waren keine neuen relevanten Fakten hinzugekommen. Stattdessen zog ich es vor, ab einer überschaubaren Zahl von verbleibenden alternativen Möglichkeiten, die Wahrheit durch »Versuch und Irrtum« herauszufinden. Ich tue das im Glauben, dadurch Zeit zu gewinnen. Das Ergebnis sind jedoch zwiespältig zu sehen. Negativ ist, dass »Versuch und Irrtum« immer dann unökonomisch an Zeit und Geld ist, wenn man zu vielen alternativen Möglichkeiten nachgehen muss. Positiv ist jedoch dabei, dass man sehr viel mehr »Erfahrungen« macht, die auch Unerwartetes und Unerwartbares zutage fördert.
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Unfähigkeit konsequent präzise zu denken | |
Zeit meines Lebens musste ich feststellen, dass bei Allem, was ich dachte oder tat, meine Fehlerrate recht groß ist. Damit habe ich mir arrangieren müssen. Wenn ich meine Ziele erreichen woltel, konnte ich das nur durch Beharrlichkeit beim Ausmerzen dieser bereits gemachten Fehler erreichen. Diese Arbeitsweise durch »Versuch und Irrtum« zum Ziel zu kommen, ist sehr zeitintensiv. Das hat zur Folge, dass ich nicht alles zur eigenen Zufriedenheit zu einem Ende führen kann.
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Unfähigkeit sofort richtig zu handeln | |
Umgang mit Philosophie Der gelegentliche Kontakte mit der Philosophie beschränkte sich auf die Philosophie der Griechen und ihre Erklärungsversuche für das Naturgeschehen. Besonders angetan bin ich immer noch, wie die Griechen die Existenz von diskreten Elementen und teilchenhaften Atomen erfolgerten. Allerdings gab es auch andere Vorstellungen, die sich nicht mit dem heutigen Wissensstand deckten. Damals wurde die "Methode" Experimente zur Bestätigung von Annahmen zu machen, nicht angewendet. Allerdings erweisen sich manche Konzepte von damals, die Welt als Kontinuum zu verstehen, heutzutage nicht mehr abwegig. Man versteht heute Teile der Natur auch über die Annahme der Existenz von kontinuierlichen Felder und Wellen. Es bleibt also immer noch nicht verstanden, mit welchem Modell man die Natur erklären kann. Nur eines ist inzwischen klar, die menschlichen Erklärungsversuche sind allesamt nur Denkmodelle. Sie gelten als Erklärung, wenn mit den Modellen die Phänomene der Natur quantitativ und qualitativ erfasst und nach Möglichkeit auch vorhersehbar erscheinen lassen. - Es bleiben aber nur (mathematische) Modelle der Wirklichkeit.
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Unkenntnis der philosophischen Literatur und Methoden | |
Mir fehlen umfassende Kenntnisse der "Methoden" der Philosophie. Gleiches gilt auch für ihre Fachsprache. Das fiel mir bei drei Gelegenheiten besonders deutlich auf.
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Beim Lesen des Buches von Karl Jaspers: "Einführung in die Philosophie" kam ich an das Kapitel 5. Die unbedingte Forderung. Ich las das Kapitel mit der unbewussten Gleichsetzung von "unbedingt" mit "notwendig". Mit zunehmendem Fortschritt machte der Text keinen Sinn mehr. Erst beim zweiten Lesen erkannte ich, dass das Missverstehen im Wort "unbedingt" begründet war. Ich suchte eine Definition für "unbedingt" im Text von Jaspers und fand sie nicht. Erst beim Nachdenken, was er gemeint haben könnte, fand ich die Bedeutung "unbedingt" als "nicht mit einem Ding, einer Sache verbunden". Nun war ich motiviert, die ersten Kapitel noch einmal zu lesen und stellt mit Erstaunen und Erschrecken fest, dass das ganze Kapitel 2 Das Umgreifende die Grundlage für das Wort "unbedingt" ist, wenn sich Jaspers über das Sein und die "Subjekt-Objekt-Spaltung auslässt. - Persönliches Fazit: Meine Auffassungsgabe für Sprache ist vermutlich für die Beschäftigung mit den Philosophen unzureichend.
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Dieser Eindruck verstärkte sich noch einmal, als ich den "Ansatz eines Versuches" machte, mit Martin Heidegger: "Kant und das Problem der Metaphysik" zu beschäftigen. Ein Blick auf das Inhaltsverzeichnis d-nb.de zeigte mir, dass für mich die Beschäftigung mit dem Originaltext aussichtslos ist, ich verstehe kaum kein Wort! Ähnliches habe ich mit den »Methoden und Praktiken des Denkens« erleben müssen . Mit anderen sozio-kulturellen Gebieten der Philosophie habe ich mich kaum beschäftigt. Da bin ich nur annähernd auf Stand der Philosophie Kants gekommen.
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4. Meine Rechtfertigung Warum kann es Sinn machen, trotz der persönlichen Unzulänglichkeiten meine Gedanken zu präsentieren? Es gibt gewisse Parallelen, die für die auch für das Denken und Handeln in der Wissenschaft typisch sind.
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Denken und Handel auf Grund begrenzter Information | |
Dass ich nun den Mut gefunden habe, überhaupt »philosophische Gedanken« zu äußern und mich damit der allgemeinen Kritik zu stellen, habe ich aus dem Buch von Pierre Bayard geschöpft: "Wie man über Bücher spricht, die man nicht gelesen hat".
Es verwundert daher nicht, dass ich von den von mir zitierten Bücher nur ganz wenige im Original gelesen habe. Was ich über deren Inhalt weiß, habe ich aus, hoffentlich kompetenter, kurz zusammenfassender Sekundärliteratur. Nach Möglichkeit verwende ich jedoch mindestens zwei verschiedene Zusammenfassungen, um auf Ungereimtheiten aufmerksam zu werden. Auch dafür habe ich eine Anregung aus der Literatur. Egal jedoch, wie kompetent diese Quellen sind, ich verwende auch davon nur den Teil, der zu meinem Weltbild passt oder es verändert hat, wie zum Beispiel das oben erwähnte Buch von P. Bayard. Für meinen Anspruch, den ich mit den Veröffentlichungen verbinde, möchte ich Erwin Schrödinger: in "Was ist ein Naturgesetz?" zitieren und auf mein Vorhaben sinngemäß übertragen sehen:
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Unkenntnis der philosophischen Literatur |
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Ob man sich überhaupt und in welchem Zeitabschnitt man sich Gedanken zur Philosophie macht, hängt vom Einzelnen und den Lebensumständen ab. Zwei Begebenheiten aus meiner Zeit als Lehrer sollen meine angesammelten Erfahrungen erläutern.
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Zeit für das Philosophieren | |
5. Hinweise für ein sinnvolles Philosophiestudium (nach K. Jaspers) Obwohl ich dargelegt habe, dass meine Gedanken zur Philosophie der Naturwissenschaften keinem "Studium der Philosophie" entstammen, habe ich dennoch gewisse rudimentäre Ähnlichkeiten meiner Vorgehensweise mit den ausführlichen "Leitfäden zur Orientierung für philosophische Studien" bei Karl Jaspers gefunden.
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6. Perönliches Weltbild: Kurzfassung Eine Kurzfassung meines persönlichen Weltbildes gibt dem momentanen Standpunkt wieder, von dem ich aus die Natur betrachte. Die Chemie als Teil der Philosophie der Materie ist im Kanon der Philosophie der Naturwissenschaften zu kurz gekommen. Bemühungen, das zu ändern, finden sich im Internet nur wenig. Bemerkenswert ist hierbei die online-Zeitschrift Hyle . Ich glaube, dass die philosophischen Grundlage der naturwissenschaftlichen Erkenntnis, nämlich das Denken in Systemen und Gleichgewichten nicht weit genug in das Fachgebiet der Chemie vorgedrungen ist. Das Denken in Systemen und Gleichgewichten ist fächerübergreifend zu sehen.
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Literatur | ||
Autor: |
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weitere Literatur: |
Pierre Bayard: "Wie man über Bücher spricht, die man nicht gelesen hat" (Literaturverzeichnis [l141]) Karl Jaspers: "Einführung in die Philosophie - zwölf Radiovorträge" (Literaturverzeichnis [l157]) Martin Heidegger: "Kant und das Problem der Metaphysik " (Literaturverzeichnis [l158]) Karl Jaspers [l157]; S. 111-116 Hyle.org: INTERNATIONAL JOURNAL FOR PHILOSOPHY OF CHEMISTRY http://www.hyle.org/ Erwin Schrödiger: "Was ist ein Naturgesetz?", S. 31; (Literaturverzeichnis [l195]) Edward de Bono: 5 Methoden falsch zu denken (Literaturverzeichnis [l196]) Jens Soentgen: Selbstdenken! - 20 Praktiken der Philosophie (Literaturverzeichnis [l138]) Harald Schäfer, Dietrich Bauer, Claus Brendel: Chemische Experimente in Projektion
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