Anleitung zum Glasblasen

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  1. Glasrohr schneiden
  2. Entgraten
  3. Rundschmelzen der Rohrenden
  4. heißes Glasrohr übergeben
  5. Glasrohr ablegen und auf Restwärme prüfen
  6. Spitzen ziehen
  7. Spitzen entfernen
  8. Boden blasen
  9. Kugeln blasen
  10. Glühkugel abwinkeln

Hier wird die Anfertigung von Glührohren und Glühkugeln gezeigt, die für eine Reihe von Versuchen eingesetzt werden kann. Empfohlen werden diese Glührohre und Glühkugeln bei Versuchen, bei denen die Stoffe so hoch erhitzt werden müssen, dass die wertvollen Borosilikat- Glasgefäße Schaden nehmen würden.
Durch Einsatz selbstgefertigter Glasgeräte kann Zeit und Geld gespart werden, da man gegebenenfalls sich schnell ein spezielles Glasrohr herstellen kann.

Außerdem muss man lernen, wie man Verletzungen durch Glas bei sich selbst und anderen vermeiden kann.
Und, nicht zu Vergessen, es macht auch Spaß, wenn man unter Anleitung und mit etwas Mühe Glasgeräte herstellen kann, die tatsächlich auch im Laboralltag verwendet werden.

Für das Glasblasen in Schülerübungen mit den üblichen Laborgasbrennern (Teclu-Brenner) eignet sich besonders das relativ niedrig schmelzende AR-Glas. Verwendet wird ein Glasrohr mit einem Außendurchmesser von d=8mm und einer Wandstärke von w=2mm. Für das Blasen von Borosilikatgläsern (z.B. DURAN) wird ein Gebläsebrenner mit Pressluft und Sauerstoffunterstützung benötigt.

1. Glasrohr schneiden

Als Erstes muss man die Mitte des Glasrohrs finden. Am Besten geht dies in dem man das Glasrohr auf dem Zeigefinger abwiegt.

Mitte bestimmen

Glas anritzen Danach setzt man einen Glasschneider kräftig auf den Mittelpunkt und dreht das Rohr um ca. ¼ seiner Stärke.
Den entstandenen Riss muss man sofort anfeuchten, damit der Riss nicht so schnell wieder ausheilt . Glas ist eine unterkühlte Schmelze, der Riss würde sich nach etwa 2 Stunden nicht mehr zum Trennen eignen.

angeritzte Stelle anfeuchten und ...

... trennen des Glasrohres Anschließend fasst man mit beiden Händen links und rechts neben dem angefeuchteten Riss ...
und  zieht das Rohr unter leichtem Abwinkeln vom Körper weg. Falls das Rohr sich nicht gerade durchbrechen lässt, wurde das Glas zuvor nicht tief genug angeritzt.   Trennen unter Ziehen und leichten Abwinkeln
 glatter Schnitt Überwiegt das Ziehen, dann vermeidet man die Ausbildung eins scharfen Grates, an dem man sich schneiden könnte.

2. Entgraten
Entgraten Damit man sich an den rasiermesserscharfen Außenkanten nicht schneidet, müssen Glasrohre entgratet werden.

Schutzbrille! Am einfachsten geht das, wenn man die scharfkantigen Enden des Glasrohrs auf einen harte  Unterlage( Steintisch oder eine Steinplatte) drückt und dabei an der Stelle dreht bis alle Außenkanten abgeschliffen sind.

 

3. Rundschmelzen der Rohrenden
Rohrende rundschmelzen Nach dem Entgraten der Enden des Glasrohrs müssen diese noch rund geschmolzen werden, damit man sich später beim Blasen auch nicht an den inneren Rohrkanten verletzt. Die Enden des Rohrs werden ...
... in eine Brennerflamme gehalten und solange gedreht, bis zu erkennen ist, dass sie sich abgerundet haben. Dabei darf das Rohr nicht enger werden, weil es sonst für strömende Gase und Flüssigkeiten ein Hindernis darstellt. rund geschmolzenes Glasrohr

 

4. heißes Glasrohr übergeben
heißes Glasrohr übergeben Will man jemandem das heiße Glasrohr zeigen oder übergeben, muss man darauf achten, das sich der andere nicht verbrennt. Würde man ihm einfach das Rohr mit dem heißen Ende hinhalten, könnte dieser überraschend zufassen wollen. Das würde zu schmerzhaften und üblen Verbrennungen führen.

Um das zu verhindern wird das Glasrohr an einer kalten Stelle mit Daumen von oben und gespreiztem Zeigefinger und Mittelfinger quer gehalten. Durch diese ungewöhnliche Handhaltung wird der andere auf das heiße Glasrohr aufmerksam.

Derjenige, der das Glasrohr übernehmen soll, kann nun mit umgekehrter Handhaltung genau an der gleichen Stelle das Rohr übernehmen. Welches Ende nun heiß ist, muss jeder selbst prüfen, indem er die Hand gewölbt über das Glasrohr hält. heißes Glasrohr übernehmen

 

5. heißes Glasrohr ablegen und auf Restwärme prüfen
Glasrohr richtig heiß machen, bis es weich ist. Heiße Glasrohre darf man nicht auf kalte Steine ablegen, da sie dadurch Spannungen enthalten und später reißen können. Daher werden sie auf einem eingekerbten Holzstück abgelegt, wobei das heiße Ende in die Luft ragt. Auf diese Weise werden erst alle Glasrohre auf einer Seite rundgeschmolzen. Anschließend lassen sie sich ohne Gefährdung durch Verbrennen auch von der anderen Seite rund schmelzen.
Dazu prüft man die abgelegten Rohre, ob sie soweit abgekühlt sind, dass man sie wieder anfassen kann. Zu diesem Zweck hält man die Hand gewölbt über das Rohrende und fühlt mit geringem Abstand die Wärme. Man spürt dabei die Wärmestrahlung und die Wärmeströmung (Wärmemitführung) der Luft, die sich in der Hand sammelt. Wenn man kaum noch etwas Wärme spürt, kann man getrost anfassen. Es ist erstaunlich, wie empfindlich die Haut die Restwärme noch aus der Entfernung von 2-3cm spürt. Dann ausserhalb der Flamme auseinanderziehen.

 

6. Spitzen ziehen
Glasrohr richtig heiß machen, bis es weich ist. Um aus der Mitte ein langes dünnes Rohr zu erhalten, muss man das Rohr auseinanderziehen. Das geht natürlich nur, wenn das Glasrohr durch Drehen von allen Seiten bis zur Gelbglut erhitzt wurde.

Dabei wird die Mitte des Glasrohrs solange in die Flamme gehalten, bis sie ganz weich ist.

Hierbei muss das Rohr langsam und gleichmäßig mit beiden Händen gedreht werden. Das Glasrohr ist dann erst heiß genug zur weiteren Bearbeitung, wenn es so weich ist wie eine Nudel ist. - Das erfordert einige Übung, weil das Rohr nicht zu einer Kordel aufgedreht werden darf.

Dann ausserhalb der Flamme auseinanderziehen.

Dann ausserhalb der Flamme auseinanderziehen.

Dann nimmt man das Rohr aus der Flamme und zieht es unter weiterem Drehen auseinander. Würde man das glühende Glasrohr in der Flamme auseinanderziehen, so erhielte man keine Spitzen, das Rohr würde sofort zusammenfallen. Vergisst man beim Ziehen das weitere Drehen, so wird die Spitze nicht mittig und rund. Das Rohr wird beim weiteren Bearbeiten ungleiche Wandstärken behalten.

Die Spitzen werden getrennt, indem man das Glasrohr in der Mitte noch einmal in die Flame hält und auseinanderzieht.

Spitzen trennen

 

7. Spitzen entfernen
Spitze erhitzen und ... Anschließend müssen die dünnen Rohre abgetrennt werden. Dies gelingt am Besten, in dem man den Übergang vom dickeren zum dünneren Rohr in die Flammen hält...
und solange dreht bis sich das dünne Rohr abtrennt. Die Reste der dünnen Rohre kann man wegwerfen. ... Spitze abziehen

 

8. Boden blasen

Boden blasen vorbereiten

Das dünne Glasrohr wird als nächstes in der Flamme geschmolzen, damit es dickwandiger wird.
Anschließend befeuchtet man die Lippen, nimmt man das rotglühende Glasrohr aus der Flamme und bläst ohne Verzug vorsichtig hinein, so ...

vorsichtig aufblasen

Boden ausheizen

 

... dass ein runder Boden entsteht. Diese Röhrchen nennt man Glühröhrchen.

 

9. Kugeln blasen

Kugel vorbereiten

Um mehr Substanz in ein Glührohr füllen zu können, bläst man an das Ende das Glasrohres eine kleine Kugel. Dabei muss man darauf achten, das das Glas überall gleich dick ist, da sonst die Kugeln beim Abkühlen und erneutem Aufheizen Spannungsrisse bekommen und platzen können.
Dazu hält man die Rohrspitze in die Flamme und dreht sie dabei bis sie zu einem dickwandigen Glastropfen zusammengeflossen ist.
Man muss jetzt möglichst schnell in das Glasrohr hineinblasen um die Kugel aufzuweiten, weil sich das Glas schnell abkühlt und dadurch fest wird.

Außerhalb der Flamme Kugel aufblasen

Ausserhalb der Flamme unter fortwährendem Drehen aufblasen.

Das Rohr sollte man dabei immer drehen, damit eine gleichförmige Kugel entsteht.
Diesen Vorgang wiederholt man solange bis sich aus der Spitze eine Kugel gebildet hat, die einen Durchmesser von ca. 1 - 1,5 cm hat.

Kugel auskühlen

Kugel zu kräftig geblasen

Wird die Kugel zu kräftig aufgeblasen, so entstehen mitunter Glaswände, die wie Seifenblasen in bunten Farben schillern. Wenn man eine kalte Glaskugel an den verschiedenen Stellen auf die Kacheln des Labortisches tickt, müssen sie einen hellen Klang abgeben. Ist die Wand an dieser Stelle zu dünn, so klingt die Kugel dumpf.

 

10. Glühkugel abwinkeln
Abknickstelle erhitzen Zunächst  wird das Glührohr an der Stelle des Rohres unter fortwährendem Drehen von allen Seiten erhitzt, an der es abwinkeln soll.
Wenn dann das Rohr von allen Seiten heiß ist, nimmt man es aus der Flamme und ... Abknickstelle erhitzen

abwinkeln

... hört mit dem Drehen auf. Sofort knickt das Rohr ab.
Wenn man das Abwinkeln beenden möchte, braucht man das Rohr nur senkrecht zu halten. Man lässt die Kugel soweit abknicken, dass sie insgesamt tiefer liegt als das Glasrohr. Kugel ausrichten

 

Autor (Text):

Jan Schröder (9c); Immanuel-Kant-Gymnasium Münster 1999; 
Klaus-G. Häusler

Literatur:

lit1.gif (106 Byte) Fragen zur Arbeitsweise beim Glasblasen
lit1.gif (106 Byte) Sammlung weiterer Bilder und Skizzen

Klaus-G. Häusler ; haeusler. at .muenster.de; chemie/labortechnik/glasblas.htm; 09.08.10