Notwendigkeit zur Beschäftigung mit Stoffumsetzungen Klaus-G. Häusler |
Inhalt
1. Von der Notwendigkeit, sich den Umweltbedingungen anzupassen
Der Mensch in den gemäßigten Breiten der Erde ist darauf angewiesen, seine Umwelt so zu gestalten, dass er darin überleben kann. Ohne naturwissenschaftliche Erkenntnisse und technische Hilfsmittel wäre die Existenz des Menschen in den gemäßigten Breiten undenkbar. Es fehlt an einem natürlichen Schutz vor Witterungseinflüssen, beispielsweise Federn oder Fell. Ebenso fehlt die Möglichkeit Nahrungsreserven in Form von Fettdepos anzulegen. Auch die Möglichkeit, die Körperfunktionen in der nahrungsarmen Zeit zu reduzieren, existiert nicht.
2. Von der Notwendigkeit, Naturwissenschaften zu betreiben und technisch zu nutzen
Technische Hilfsmittel sind daher nötig, um Wärme zu erhalten und zu erzeugen, Nahrung zu erlangen und zuzubereiten. Der Mensch musste, um sein Überleben in den gemäßigten Breiten zu sichern, Hilfsmittel dazu ersinnen. Diese Werkzeuge erweitern die Fähigkeiten und Fertigkeiten des Menschen allgemein über die natürlichen Gegebenheiten hinaus.
Immer jedoch wurden die Errungenschaften auch missbräuchlich genutzt. Jagd-Waffen und Feuer dienten nicht nur der Nahrungsbeschaffung und Zubereitung, sondern auch im anderen Menschen Nahrung wegzunehmen. Zeitweise galt der "Krieg" als der Vater aller (technischen) Errungenschaften. Allerdings zeigt der bisherige Nutzen von technischen Kenntnissen Grenzen unseres Handelns auf.
In der Physik ist mit der Erfindung der Atomwaffen die Sinnlosigkeit eines Krieges dieser Dimension offenkundig geworden, was aber lokale Kriege offensichtlich nicht ausschließt. - Mit der friedlichen, aber hemmungslosen Nutzung von fossiler und atomarer Energie werden auch die Grenzen der Energieversorgung sichtbar. Eine Lösung, außer durch Einschränkung und optimierter Nutzung, ist nicht erkennbar, da die Strahlungsbilanz der Erde ausgeglichen sein muss und in der Sonnen-Einstrahlung und Nacht-Abstrahlung ihrer natürlichen Grenzen hat.
Auch der Chemie gibt es Beispiele, wie eng Nutzen und Schaden zusammen liegen. So ist die Steigerung der Erträge der Landwirtschaft für das Wohlergehen der wachsenden Menschheit von entscheidender Bedeutung. Mit der Industrialisierung wurden ökologische Kreisläufe, wie sie bei der sich selbst versorgenden Landbevölkerung üblich waren, durchbrochen. Die Böden verarmten an Nährstoffen. Erst die Einführung des Kunstdüngers durch Liebig löste das Problem. Eine wichtige Komponente im Kunstdünger ist das Nitrat, üblicherweise als Ammoniumnitrat. Durch die Ammoiaksynthese aus den Elementen durch F. Haber ist das Nitrat-Mangelproblem gelöst worden und wird nur durch den Energieaufwand begrenzt. Anderseits ist aber auch die Möglichkeit zur Herstellung von Sprengstoff aus technisch in nahezu beliebigen Mengen produzierbarer Nitraten ermöglicht worden. Sogar in der Person F.Haber selbst, der auf deutscher Seite mit seiner nationalistischen Auffassung den Giftgas-Krieg befürwortete und unterstützte, wird die Umstrittenheit von Chemie-Einsatz deutlich, weshalb die Verleihung des Nobelpreises 1919 nicht ungeteilte Zustimmung fand. - Inzwischen wird ein neues Problem sichtbar, die Überdüngung. Nitrat im Trinkwasser ist nicht unbedenklich, es existiert daher Trinkwasserverordnung. - Es macht daher Sinn, sich im Chemieunterricht mit den verschiedenen Aspekten der technischen Nutzung chemischer Erkenntnisse zu befassen, z.B. in einem Rollenspiel über Düngemittel.
3. Von der Notwendigkeit, Chemieunterricht zu betreiben
Dem Schulfach Chemie kommt daher eine besondere Bedeutung in der
Erziehung zu: es ist das einzige Schulfach, dass stoffliche Gleichgewichte und den
"Verbrauch" zum Unterrichtsgegenstand hat.
So gesehen gilt es, im Fach Chemie grundlegende Erkenntnisse im Umgang mit Stoffen zu
vermitteln, die man mit dem Begriff Nachhaltigkeit des Handelns beschreibt:
Der Chemieunterricht verfolgt das Ziel des verantwortlichen Handelns durch die Vermittlung des sachgerechten Umgangs mit Stoffen.
Literatur und Bearbeitung
Autor (Text): | Klaus-G. Häusler; haeusler[at]muenster[dot]de |
Bearbeitung (WWW): | Klaus-G. Häusler |
Literatur: | P. Krahmer:
Strahlungsbilanz der Erde
; mit
vielen weiteren Links im Internet
Liebig, Justus von *12.5.1803 Anwendung des chemischen Gleichgewichts (Kantonsschule Frauenfeld Gruppenunterricht) Haber, Fritz *9.12.1886 Trinkwasserverordnung Düngemittel, zum Wohle der Menschheit? - Ein Rollenspiel mit Basisinformationen mit Basisinformationen |