Referendariat referendariat.html Vers. 0.1 vom 07.09.2022 |
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Inhaltsverzeichnis
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Vorwort Nach dem Erlangen des Diplom in Fach Chemie hatte ich bereits alle Scheine erworben, die für das Lehramt in Chemie nötig waren. Die Diplomprüfung mit den dazugehörigen Seminarscheinenmmen wurden als Nachweis für Fachqualifikation gemäß dem ersten Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien vom Prüfungsamt anerkannt. Gemeinsam mit etwa 150 weiteren Lehramtsanfänger und Quereinsteigern wurden wir am Bezirksseminar in Arnsberg zusammengefasst. Alle hatten bereits Lehrerfahrung, so dass man eine Verkürzung auf 12 Monate Seminarausbildung vorgesehen hatte. Nach dem Studium und der Abgabe der Promotionsschrift trat ich sofort meine Referendariatsausbildung zum Lehrer für den Unterricht in der Sekundarstufe II an. Zunächst war die Ausbildung auf das Fach Chemie beschränkt.
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2.
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Studienseminar Arnsberg, Hauptseminar Leiter des Hauptseminars war Herr Knauer, der mich sofort verblüffte, weil er mit bei der Vorstellung sofort mit Namen ansprach. Wie sich herausstellte, wusste er von allen die Daten nebst aussehn aus den Personalunterlagen und hatte sie sofort präsent. Das ist eine Fähigkeit, die ich nie erreicht habe. Leiter des pädagogischen Praktikums war Herr Büch. Beide waren hoch kompetent. Ihre Seminar zielten punktgenau auf Unterrichtssituationen, wie ich sie selbst aus im eigenen Unterricht erfahren sollte. Beide waren zudem noch menschlich angenehm. Herr Knauer verblüffte mich, dass er mich sofort bei der ersten Gegenüberstellung mit Namen anredete. Er hatte sich alle Nmen der Seminarteilnehmer eingeprägt und konnte sie an Hand der Personalfotos zuordnen. Eine Fähigkeit, um die ich ihn noch heute beneidet. Ich habe sie bei meinen Schülerinnen und Schülern nie erreicht.
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3.
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Fachseminar Chemie Studienleiter war Herr Menekes. Er verfügte über große Fachkenntnis, die zudem noch mit viel pädagogischen Wissen verbunden war. Sein Unterricht war pramatisch. Bezeichnend hierfür war seine Einführung in unsere Unterweisung. Da wir alle Berufserfahrung und hinreichend Fachwissen vorweisen konnten, führte er uns gleich am ersten Seminartag eine Unterrichtsstunde in einer von seinen drei Parallelklassen vor. Er wies uns an, das Unterrichtgeschehen genau zu verfolgen und wählte zwei von uns aus, seinen Frontal-Unterricht in der beiden darauffolgenden Stunden zu kopieren. Ich war der erste Kandidat. So weit ich mich erinnere, bestand die ganze Besprechung für uns beide in seiner Bemerkung, dass wir offensichtlich keine Probleme im Auftreten vor der Klasse hatten. Weiter wies er darauf hin, dass wir uns in diesem speziellen Fall ja nicht um eine fachmethodische Erarbeitung des Themas kümmern mussten. Dadurch fiel diese Komponente der Unterrichtsbewertung weg. Wir bemerkten aber, dass wir seinen Unterrichtsstil nicht vollständig kopieren konnten. Das, erklärte er uns, könne er selbst in einer Parallelklasse auch nicht. Wichtig sei, dass wir das Unterrichtsgeschehen kritisch hinterfragen können müssten, wenn es nicht wie geplant läuft. Er würde genau darauf seine Bewertung ausrichten. - Ich habe selten in so kurzer Zeit Wesentliches über Bewertung von Unterricht gelernt.
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Ausbildungsschule Gymnasium Laurentianum Meine Ausbildungsschule war das Laurentianum in Arnsberg. Es war lange Zeit ein humanistisches Gymnasium mit Latein und Griechsich als Sprachangebot. Erst in der gerade zuvor vollzogenen Ausbildungsreform mit der Abkehr vom Klassenverband in der SEK II zum Kurssystem war der Chemie-Unterricht in der SEK II möglich geworden. Ein Jahr vor meinem Beginn war erstmals seit etwa 1935 wieder eine Chemiefachkraft ans Laurentianum gekommen. Entsprechend war altertümlich die Chemiesammlung eingerichtet. Alle Chemikaliengefäße hatten noch lateinische Apothekernamen. Aus chemistorischer Sicht war die Sammlung ein Fundgrube, als Ausbildungschule war sie eher eine Zumutung. Zu meiner großen Überraschung kannte ich die Chemiefachlehrerin, Frau M.V. Sie war als Studentin in einem Lehramtspraktikum von mir betreut und bewertet worden. An ihre fachliche Leistung konnte ich mich noch gut erinnern. Ihr Auftreten war noch immer noch forsch und von sich selbst überzeugt. Ich erwartete von ihr kaum eine Hilfe in meiner pädagogschen Ausbildung. so sollte es auch kommen. Es geschahen krasse Fehler bei der Themenabsprache für den Unterricht in der Mittelstufe. Einmal stellte sie mir Chemikalien bereit, darunter befand sich Kalium choricum, das sie für Kaliumchorid hielt, aber neuzeutlich in Werklichkeit Kaliumchlorat war. Kaliumchlorat reagiert aber beim Erhitzen mit brennbaren Stoffen explosiv. Ich benötigte aber Kaliumchlorid mit der altertümlichen Apothekerbezeichnung Kalium chloratum. Die Verwechslung hätte gefährlich werden können. Zum Eklat kam es aber nach einer Lehrprobe, die sehr lehrerzentriet im Frontaluntericht vorführte. Die Unterrichtsbesprechung begann wie üblich mit der Aufforderung an mich, was nach meiner Meinung nach nicht gut gelaufen ist. Ich entschuldigte mich für die Art so dominant im Unterricht geführt zu haben. Daraufhin fragte Herr M.: "Und warum haben Sie denn so gehetzt?" Meine Antwort: "Ich habe von der Fachlehrerin für die Einführung des Atombegriffes und der Atommasse über den Satz des Avogadro drei Stunden zu Verfügung gestellt bekommen!" Er: "Und wie viele Stunden meinen Sie brauchten Sie?" Ich: "Mindestens etwa fünf!". Er: "Ich brauche dafür sieben!" - Damit war auch seiner Meinung nach eine fachlich fundierte Ausbildung an diese Schuöe nicht sichergestellt. Ich wurde nach nun drei Monaten Ausbildung nach den Osterferien an seine Schule, dem Franz-Stock-Gymnasium in Neheim versetzt.
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Ausbildungsschule Franz-Stock-Gymnasium, Neheim Unglücklicherweise musste ich sofort nach den Osterferien meine Facharbeit in einem Grundkurs Chemie der Klasse 11 beginnen, ohne in den Ferien Zugang zu der Chemiesammlung zu haben und jemals vor einem Oberstufenkurs gestanden zu haben. Natürlich kannte ich daher auch die Schükerinnen und Schüler nicht. Meine Unterrichtsplanung entsprach fast einer Doppelblid-Studie. Ich kannte weder Geräte noch Unterrichtsgruppe. Zusätzlich kam erschwerend hinzu, dass der Kurs dreistündig lief, wovon eine Doppelstunde auf einen Donnerstag fiel. Donnerstage falle aber im Sommerhalbjahr oftmals aus. Meine ursprüngliche Unterrichtsplanung musste daher ständig angepasst, besser gesagt umgestoßen werden. Von den ursprünglich vorgesehen 8 Stunden fanden nachher nur etwa 4 tatsächlich statt und diese erstreckten sich über einen Zeitraum von knapp 2 Monaten. Meiner Meinung nach wurde diese Erschwernis nicht genügend bei der Bewertung berücksichtigt. Die Arbeit wurde mit "befriedingend" bewertet. Da ich Herrn M. aber in seinen Beurteilung sonst als sehr fair empfunden habe, fürchte ich, dass die Bewerung richtig war und mehr einfach nicht drin war! Ich war mehrfach im Unterricht meines Fachleiters eingesetzt. Er sagte mir dann:"Morgen komme ich als Fachleiter." Dann war ein großer schriftlicher Stundenentwurf gefordert, gefolgt von eine ausführlichen Stundenbesprechung. Andernfalls kam er als Fachlehrer, dann kommentierte er meine Unterrichte nur kanpp. Eine die Besprechunge einer Unterrichtsstunde war typisch und ist mir deshalb in Erinnerung geblieben. Er gibt nach der Stunde an mir vorbei, ansatzweise achselzuckend mit der Bemerkung: "So kann man's nachen." Das war mir zu wenig. Ich fasste nach. Er fragte wie immer: "Haben Sie gemerkt, wo's hakte?" Ich nannte die Stelle. Er stimmte zu. "Und wie hätte man das umgehen können?" Ich nannte eine Alternative, die ich aber verworfen hatte, weil dabei an anderer Stelle Schwierigkeiten aufgetreten wären. Er stimmte mir wieder zu und sagte: "Ich mache es tatsächlich so, aber es dann auch genau dort. Deswegen bleibt keine Wahl, man kann es so oder so machen, beides hakt". Damit war die Sache geklärt. Herr Menekes lies es zu, dass ich Schülerübungen mit einer improvisierten Halbmikrotechnik durchführte. Außerdem verfolgte er mit Interesse meine Versuche, Experimente mit dem Overhead-Projektor für alle Schülerinnen und Schüler besser sichtbar zu machen. Besonders beeindruckt war er, als ich Überspannung bei der Abscheidung von Wasserstoff an Zink-Granalien mit Kupfersulfat in Schülerübungen erarbeiten ließ und anschließend Kupfersulfatlösung durch selbst eingeschmolzene kurzen Platindrähte ersetzen ließ, was den gleiche Effekt hatte. In der nächsten Doppelstunde führte ich die wässrige Chloralkali-Elektrolyse mit einem Quecksilbertropfen in der Projektion durch, wobei sich Natrium in Quecksilber ohne Wasserstoffbildung löst. In einem zweiten Schritt konnte dann wieder in der projektion gezeigt werden, wie das Natriumamalgam bei Berührung mit ein Platindraht Wasserstoff am Platin abscheidet und sich die phenolphtaleinhaltige Lösung rot färbte. - Er sprach mir dafür ausdrücklich seine Anerkennung aus. Mich beeindruckte, wie er unvoreingenommen und mit Interesse, meine ersten Versuch begleitete, die Halbmikrotechnik in Schülerübungen einzusetzen. Etwa 8 Jahre später begegnete ich ihm wieder bei einer Lehrerfortbildung über die Halbmikrotechnik bei Prof. P. Menzel, Uni-Hohenheim, bei der die Küvettentechnik und Projektion vorgestellt wurde.
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6. ![]() |
zweites Staatsexamen | |
Literatur |
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